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„Wenn es mich auch sehr gefreut hätte, Sie zu gewinnen, so mußte ich doch eine
Ablehnung von Ihrer Seite erwarten.“

Johannes Stark in einem Brief an Albert Einstein um ihn für die TH Aachen zu gewinnen, April 1909

Kurzbiographie: Johannes Stark

* 15. April 1874 Schickenhof, † 21. Juni 1957 Traunstein

Stark studierte in München Physik, wo er auch promovierte. 1900 habilitierte er sich in Göttingen, und sein Weg führte ihn dann über Hannover, Aachen, Greifswald und 1920, als Nachfolger von Wilhelm Wien (1864-1928), nach Würzburg. In dieser Zeit hatte Stark den Ruf einer der hervorragendsten Experimentalphysiker seiner Zeit zu sein. Wegen Streitigkeiten innerhalb der Hochschule legte er 1922 seine Professur in Würzburg nieder. In den folgenden Jahren arbeitete er in der Industrie und versuchte vergebens wieder eine Professur zu erlangen. Erst 1933 erhielt er im nationalsozialistischen Deutschland eine neue Chance. Stark wurde von 1933-1939 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin und von 1934-1936 Präsident der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.

Das Verhältnis zwischen Stark und Einstein, das man um 1910 noch als freundschaftlich kollegial bezeichnen konnte, u.a. versuchte Stark, Einstein an die TH Aachen zu holen, wurde mit der Zeit schlechter und beide gerieten vermehrt in schwerste Auseinandersetzungen auf wissenschaftlicher sowie auf menschlicher Ebene. Anfänglich eher ein Befürworter der theoretischen Physik, z.B. der Relativitätstheorie und der Quantentheorie, wurde Stark mit der Zeit einer ihrer stärksten Gegner.

Stark leistete u.a. bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet der elektrischen Gasentladungen, entdeckte 1905 den optischen Doppler-Effekt an Kanalstrahlen sowie 1913 den nach ihm benannten Stark-Effekt, d.i. die Aufspaltung der Spektrallinien im elektrischen Feld. Der Stark-Effekt erwies sich als eine der glänzendsten Bestätigungen der modernen Quantentheorie des Atoms. Für beide Entdeckungen erhielt Stark 1919 den Nobelpreis für Physik.

Ähnlich wie bei Philipp Lenard (1862 – 1947) verstärkte sich mit Beginn des Ersten Weltkrieges Starks Nationalismus. Nicht zuletzt versuchte er als Präsident der PTR und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die Physik in Deutschland im Sinne einer „Deutschen Physik“ zu beeinflussen. Das bedeutete die Ablehnung der Jüdischen, d.h. theoretischen Physik, und eine Hinwendung zur Arischen, d.h. experimentellen Physik.