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Biografie

„Das Segelschiff, die Fernsicht, die einsamen Herbstspaziergänge,
die relative Ruhe, es ist ein Paradies.“

Albert Einstein, 1929

ALBERT EINSTEIN IN CAPUTH, 1929-1932

CAPUTH

Ungefähr sechs Kilometer südlich von Potsdam, der heutigen Landeshauptstadt von Brandenburg, findet man die Gemeinde Caputh. Dieser ruhige und verträumte Ort wurde durch Albert Einstein, der in den Jahren 1929 bis 1932 in seinem Caputher Sommerhaus einen großen Teil des Jahres verbrachte, weltbekannt. Er liegt idyllisch direkt an zwei Havelseen, dem Templiner See und dem Schwielowsee, wobei der letztgenannte einer der schönsten Seen im Märkischen Land ist. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ schrieb der deutsche Dichter Theodor Fontane (1819-1898) mit schwärmerischen Worten: „Der Schwielow ist breit, behaglich, sonnig und hat die Gemütlichkeit aller breit angelegten Naturen.“

1 Lageplan

Caputh hatte zu Einsteins Zeit ca. 3000 Einwohner, die hauptsächlich vom Kleingewerbe, wie z.B. dem Obstanbau, der Fischerei und vom Handwerk lebten.

Einstein hat sich in Caputh sehr wohl gefühlt. Es waren die Ruhe, die Seen und die herrlichen Wälder, die ihn, unabhängig von der Jahreszeit, zu ausgedehnten, einsamen Wanderungen anregten.

Bis heute hat sich an dieser einmaligen Havellandschaft nicht viel verändert. Die landschaftliche Vielfalt um Caputh sowie die Havelseen laden immer noch zu Wanderungen, Entspannung und Abwechslung ein.

DAS GESCHENK

„Das Häuschen in Caputh ist zwar eine Pleite, aber eine sehr schöne […]“, schrieb Albert Einstein am 18. November 1929 seiner Schwester Maja kurze Zeit, nachdem er in sein neues Sommerhaus in Caputh eingezogen war.

Zu seinem 50. Geburtstag am 14. März 1929 erhielt Einstein Glückwünsche und Geschenke aus der ganzen Welt. Um dem Rummel zu entgehen, verbrachte er seinen Geburtstag nicht in Berlin, sondern er „flüchtete“ mit seiner Familie in die Villa seines Arztes und Freundes Janos Plesch nach Gatow am Wannsee. Auch die Stadt Berlin gratulierte dem weltberühmten Physiker und Sohn der Stadt. Der Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß betonte in seinem Glückwunschtelegramm, dass die Stadt Berlin stolz darauf sei, „denjenigen Deutschen zu ihren Bürgern zu zählen, dessen Ruhm nicht nur zur Zeit die Welt erfüllt, dessen Name vielmehr durch die Jahrtausende hindurch zu jenen Unsterblichen gezählt werden wird“. Aber trotz all dieser schönen Worte, man hatte kein Geschenk für Einstein. Ein Skandal!

Auf Anregung des Oberbürgermeisters sollte das Geburtstagsgeschenk der Stadt ein Haus am See sein. Einige Zeit vor Einsteins Geburtstag hatte sich der Berliner Magistrat für diese großzügige Gabe entschieden, und in der folgenden Zeit wurden Einstein und seiner Familie mehrere Projekte vorgeschlagen. Bei dem ersten Haus, das die Stadt ausgesucht hatte, hätte man vorher die Mieterin hinauswerfen müssen, dem stimmte aber Einstein nicht zu. Ähnlich ging es mit den folgenden Projektvorschlägen seitens der Stadt weiter, die Häuser verschenken wollte, über die sie nicht frei verfügen konnte. Nachdem man endlich festgestellt hatte, dass kein passendes Haus zur Verfügung stand, wollte man mit der Zustimmung Einsteins dann ein Grundstück schenken, auf dem man ein Haus nach seinen Vorstellungen bauen wollte. Aber auch dieses Vorhaben scheiterte kläglich. Mit der Zeit wurde das Geschenk immer kleiner. Die Stadt wollte nun nur noch ein Grundstück schenken, das Einstein sich selbst aussuchen sollte und auf das er sich dann auf eigene Kosten ein Haus bauen könnte.

Zwischenzeitlich hatte sich die Presse des „Geschenks der Stadt“ angenommen. Dadurch wurde die ganze Aktion in die Öffentlichkeit getragen und entwickelte sich zu einem Skandal.

Elsa Einstein fand dann doch noch ein geeignetes Grundstück in Caputh in der Waldstraße 7, dem auch der Oberbürgermeister Böß zugestimmt hat. Aber nachdem auch noch politische Streitereien wegen des Geschenkes innerhalb des Stadtparlaments auftraten, verzichtete Einstein dann endgültig. Dies teilte er dem Oberbürgermeister in einem Brief mit, der noch vergeblich versuchte, ihn dazu zu bewegen, seinen Entschluss rückgängig zu machen.

Danach erwarb Einstein in Caputh selbst das Grundstück und ließ sich sein Haus auf eigene Kosten bauen. Obwohl das „verunglückte Geschenk“ der Stadt Einsteins Ersparnisse aufbrauchte, hat er diesen Schritt später nie bereut.

DER ARCHITEKT

Als die ersten Artikel über das zu erwartende Geschenk der Stadt Berlin an Einstein in den Zeitungen standen, machte sich in Niesky, Niederschlesien, der junge Architekt Konrad Wachsmann auf den Weg nach Berlin, in der Absicht für den großen Physiker Albert Einstein ein Haus zu bauen.

2 Konrad Wachsmann, 1929

Konrad Wachsmann wurde am 16. Mai 1901 als Sohn jüdischer Eltern in Frankfurt (Oder) geboren. Nach einer Tischlerlehre studierte er von 1920 bis 1924 in Berlin an der Kunstgewerbeschule und in Dresden an der Kunstakademie. Danach war er Meisterschüler des deutschen Baumeisters Hans Poelzig in Berlin und Potsdam, der einer der Hauptvertreter der expressionistischen Architektur in Deutschland war. Ab 1926 war Wachsmann Chefarchitekt der Holzbaufirma Christoph & Unmack AG in Niesky, Niederschlesien.

Im Frühjahr 1929 erfuhr er von dem Geburtstagsgeschenk der Stadt Berlin an Einstein und dass sich Einstein in diesem Zusammenhang für ein Holzhaus interessierte. Daraufhin fuhr er nach Berlin, in die Haberlandstraße 5, und bot Einstein an, für ihn das Haus zu bauen. Nach einigen Gesprächen mit Einstein und verschiedenen Bauvorschlägen erhielt Wachsmann den Auftrag zum Bau des Hauses. Etwa zur gleichen Zeit kündigte er bei der Firma Christoph & Unmack und war danach als freier Architekt tätig. Einstein und Wachsmann verstanden sich von Anfang an recht gut, und Wachsmann wurde später ein gern gesehener Gast bei Einsteins in Caputh.

1932 erhielt Wachsmann den Rompreis der Preußischen Akademie der Künste, welcher ihn berechtigte, kostenlos ein Jahr in der Deutschen Akademie in Rom, in der Villa Massimo, künstlerisch zu arbeiten. Diese verließ er jedoch bei der Machtergreifung Hitlers bereits nach einem Monat. 1941 half Einstein – der schon Jahre in den Vereinigten Staaten lebte – Wachsmann, in die USA zu emigrieren.

In den 40er Jahren arbeitete Wachsmann mit dem Architekten Walter Gropius zusammen, und beide entwickelten sie das General-Panel-System. Damit wurde Wachsmann auch international bekannt.

1978/79, anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Einstein, half er bei der Restaurierung von Einsteins ehemaligem Sommerhaus in Caputh. Im November 1980 starb Konrad Wachsmann im Alter von 79 Jahren in Los Angeles.

DAS GRUNDSTÜCK

Elsa Einstein war durch ihre Freundin Elsbeth Stern im April 1929 auf das Grundstück in Caputh aufmerksam gemacht worden. Es gehörte dem jüdischen Regierungsbaumeister Adolf Stern und seiner Frau Elsbeth und lag in direkter Nachbarschaft zu ihrem Haus. Da sich die Familien kannten und Einstein das Grundstück gefiel, wurde man sich schnell einig. Obwohl zum Bebauen nicht ideal, stimmte auch der Architekt Konrad Wachsmann zu.

Das Grundstück, auf dem schöne alte Kiefern standen, lag auf einem Hügel direkt am Wald, und von dort hatte man einen herrlichen Blick auf das Dorf sowie auf die Havelseen. Von Vorteil war auch, dass eine Anlegestelle für Einsteins „dickes Segelschiff“, das wohlhabende Freunde ihm zum 50. Geburtstag geschenkt hatten nur wenige Minuten vom Grundstück entfernt war.

Um aber für das Haus einen besseren Standort zu erhalten, kaufte Einstein noch einen schmalen Geländestreifen, der dem preußischen Staat gehörte, hinzu. Zu bemerken ist, dass nicht Einstein, sondern seine beiden Stieftöchter Ilse und Margot als Besitzer im Grundbuch eingetragen wurden.

Nachdem Einstein die Baupläne unterzeichnet hatte wurde am 12. Mai 1929 die Baugenehmigung beantragt, die dann am 21. Juni erteilt wurde. Danach begann in Caputh, Waldstraße 7, der Bau von Einsteins Sommerhaus. Während der Bauphase mieteten sich Einsteins in Caputh eine Wohnung in der Potsdamer Straße 35. Der Bau des Hauses verlief zügig, so das Einstein schon im September 1929 mit seiner Familie sowie der Hausangestellten Herta Schiefelbein einziehen konnte.

DAS HAUS

Trotz der Proteste seiner Frau, die viel lieber ein aus Stein gemauertes Haus haben wollte, ließ sich Einstein ein Holzhaus bauen. Das Haus, das teilweise unterkellert war, wurde in einer Kombination von ortsfester Fachwerkbauweise und Tafel- und Plattenbauweise gebaut. Bei dieser Technik besteht das Grundgerüst aus miteinander verbundenen Holzbalken. Die Außen- und die Innenwände sowie die Decken werden mit Holzplatten bzw. Brettern hergestellt.

Das Haus wurde zum größten Teil aus Oregonpinie und galizischem Tannenholz gebaut. Für die Isolierung zwischen den Innen- und Außenwänden fanden verschiedene Materialien Verwendung, u. a. eine Torfschicht und ein einige Zentimeter breiter Luftraum. Um das Aussehen eines Blockhauses zu erhalten, bestand die Fassade aus waagerecht verlaufenden Holzbrettern mit einigen sichtbaren Balkenenden. Aufgelockert wurde sie durch große französische Fenster mit weißen Klappläden. Das Dach bestand aus Ziegeln. Das Haus wurde vor der endgültigen Montage in Caputh probeweise bei der Holzbaufirma Christoph & Unmack AG in Niesky aufgebaut.

3 Albert Einsteins Sommerhaus in Caputh, 1929

Einsteins Sommerhaus war nicht sehr geräumig. Über den Eingang an der Nordseite gelangte man in den Flur im Erdgeschoss. Hier befanden sich der große Wohnraum mit Kamin und direktem Zugang zur überdachten Terrasse an der Südseite des Hauses. Dann folgte Elsas Zimmer sowie Einsteins Arbeits- und Schlafzimmer, die Küche, Diele, Bad und Toilette. Über eine Treppe gelangte man in den Keller. Dort stand der mit Koks betriebene Ofen der Zentralheizung. Er wurde bei Bedarf von einem Mann aus Caputh in Betrieb genommen, und die Haushälterin hatte nur dafür zu sorgen, dass der Ofen nicht mehr ausging. Vom Erdgeschoss aus ging man über eine Treppe in das Obergeschoss. Dort befanden sich das Zimmer von Einsteins Stieftochter Margot, ein Gästezimmer – hier wohnten Einsteins zweite Stieftochter Ilse und ihr Mann Rudolf Kayser recht häufig – sowie ein Raum für das Hausmädchen und eine Toilette. Die Dachterrasse erreichte man über das Obergeschoss oder über eine Außentreppe. Für die heißen Tage im Jahr hatte sich Einstein noch eine schattige Kellerterrasse anlegen lassen.

4 Firmenschild der Holzbaufirma Christoph & Unmack AG, angebracht an der Außenseite des Hauses

Um Geld zu sparen, wurde das Haus zum Teil mit Möbeln ausgestattet, die in der Berliner Stadtwohnung entbehrlich waren. In fast allen Räumen waren, teilweise begehbare und mit Waschgelegenheiten versehene, Wandschränke eingebaut. Im Wohnraum stand u. a. neben ein paar Sesseln und einem kleinen Tisch mitten im Raum ein großer, runder Tisch mit Stühlen, an dem auch die Mahlzeiten eingenommen wurden. Da die Terrassentür meistens geöffnet war, wirkte der Wohnraum mit der angrenzenden Terrasse wie ein großer „Gartensaal“. Zum Kochen befand sich in der Küche ein Gasherd; ein Eisschrank wurde erst später angeschafft.

In Einsteins Zimmer standen ein einfacher Schreibtisch, der nach seinen eigenen Vorschlägen gebaut wurde, mit Schreibtischlampe und einem mit Leder gepolsterten Stuhl. Von seinem Arbeitsplatz hatte Einstein einen herrlichen Blick über Caputh und die Havelseen. Außerdem befand sich in dem Raum ein Bett, das in einer Nische untergebracht war, mit einem kleinen Nachttisch. Ein Bücherregal, über dem ein Bild Newtons hing, wurde nachträglich aufgestellt und diente u. a. auch als Ablage für Einsteins Geige. Die restlichen Zimmer im Haus waren ebenfalls sparsam eingerichtet. Im Haus gab es kein Telefon.

Von der Wohnraumterrasse erreichte man über einige Stufen den Garten. Dieser war als Ziergarten angelegt und wurde von einem Gärtner bearbeitet. Durch den Garten führte ein befestigter Weg, den Einstein u. a. immer nutzte, um zu der Anlegestelle seines Segelschiffes zu gelangen.

In der Nähe seines Sommerhauses stand ein Gartenhaus, das Einstein noch im November 1932 käuflich erwarb, aber nie nutzte. Im Grundbuch wurde Ilse Kayser eingetragen.

EINSTEIN IN CAPUTH

In der Caputher Zeit, 1929 bis 1932, war Einsteins Popularität immer noch ungebrochen. Er erhielt Einladungen aus der ganzen Welt, um an den unterschiedlichsten Universitäten Gastvorlesungen zu halten oder um Ehrungen oder Auszeichnungen entgegenzunehmen. Während dieser Reisen äußerte er sich auch zunehmend zu Fragen, die mit seinem direkten Arbeitsgebiet, der Physik, nichts zu tun hatten, z.B. auch zu Fragen der Politik. Neben seiner Arbeit an den verschiedenen Instituten in Berlin und seinen vielen Reisen, war Caputh für ihn ein „Paradies“ wo er zurückgezogen seinen – physikalischen – Gedanken nachgehen konnte. Dies war sicherlich auch dort nicht immer möglich, da er sehr oft von irgendwelchen Leuten bedrängt wurde, die etwas von ihm wollten.

Wenn man sich mit dem Leben Albert Einsteins beschäftigt, insbesondere auch mit der Caputher Zeit, gewinnt man den Eindruck, dass er in Caputh schöne Jahre verbracht hat, vielleicht, neben den Berner Jahren, die schönsten in seinem Leben.

5 Albert Einstein Sommerhaus in Caputh, 1995

Einstein und seine Familie lebten vom Frühjahr bis in den Spätherbst in ihrem Sommerhaus in Caputh. Den Rest des Jahres verbrachten sie in ihrer Berliner Stadtwohnung in der Haberlandstraße 5. Neben den Familienmitgliedern wohnte noch die Hausangestellte Herta Schiefelbein mit in dem Haus. Einsteins Sekretärin Helen Dukas, die später einer seiner Nachlassverwalter wurde, und Einsteins „Rechner“ Dr. Walther Mayer waren sehr oft in Caputh. Sie, um für ihn die anfallenden Schreibarbeiten zu erledigen und er, um ihn bei mathematischen Problemen zu unterstützen.

Einstein hat Caputh geliebt, und er dachte daran, seinen Wohnsitz ganz dorthin zu verlegen. Da er aber viel in Berlin zu tun hatte, z.B. um an den wöchentlichen Sitzungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften teilzunehmen, hat er diesen Gedanken schnell wieder fallen lassen. Es gefiel ihm dort aber so gut, dass er manchmal eine Sitzung der Akademie oder einen anderen Termin einfach schwänzte.

In Caputh lebte Einstein naturverbunden und genoss es, weit entfernt von jeglichem Trubel, in relativer Ruhe, den Tag ganz nach seinen Vorstellungen zu verbringen. Das konnte so aussehen, dass er viele Stunden an seinem Schreibtisch arbeitete oder schon früh am Morgen ausgiebige und einsame Spaziergänge in die angrenzenden Wälder unternahm oder seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Segeln, nachging. Neben all diesen Beschäftigungen spielte Einstein, wenn auch zu unregelmäßigen und den unmöglichsten Zeiten, oft Geige. Außerdem war es für ihn sehr angenehm, dass er in Caputh bequeme und legere Kleidung tragen konnte.

Der Ruhe wegen gab es in Einsteins Haus kein Telefon. Um ihn aber dennoch telefonisch zu erreichen, musste man bei einem Nachbarn, dem Töpfermeister Wolff, anrufen, der dann durch rufen jemand aus Einsteins Familie ans Telefon bat. Dieser Vorgang wurde später dahingehend abgeändert, dass Elsa Einstein der Familie des Töpfermeisters eine kleine Trompete zur Verfügung stellte und ein Signalsystem entwickelte. Es wurde für jedes Mitglied der Familie Einstein eine Tonfolge festgelegt, mit der dann die entsprechende Person ans Telefon gerufen werden konnte. Z.B. bedeutete die Tonfolge, „einmal lang und laut“, dass Einstein selbst am Telefon verlangt wurde.

Wie zu dem Töpfermeister Wolff und seiner Familie hatte Einstein viele Kontakte zu Caputher Bürgern. Er war bei ihnen, besonders wohl bei den Kindern, beliebt und hat sich mit vielen von ihnen unterhalten, wobei er ein aufmerksamer Gesprächspartner war. Kaum einer der Caputher wusste aber, welche Berühmtheit er war. Manchmal beschäftigte Einstein auch Leute aus dem Ort, so zum Beispiel jemanden für die Inbetriebnahme seiner Heizung oder für die Arbeit im Garten. Er hat sich selbst nicht um diese Dinge gekümmert. Das galt auch für alle anderen Dinge im und um das Haus; sie wurden meist von seiner Frau Elsa erledigt.

Die Familie Einstein beherbergte in Caputh auch zwei Haustiere. Da waren Purzel, der Langhaardackel des Handwerksmeisters Teichmann aus der Nachbarschaft, der mehr Zeit bei Einsteins verbrachte als zu Hause, und ein zugelaufener Kater, der Peter gerufen wurde. Einstein hatte Freude daran, wenn Purzel ihn auf seinen Spaziergängen begleitete und auch mit dem Kater hat er sich immer wieder beschäftigt.

Auf Wunsch und zu Gunsten der Deutschen Liga für Menschenrechte, entstand in Caputh Einsteins Glaubensbekenntnis, das er auf eine Schallplatte sprach.

Im Sommerhaus selbst herrschte eine geistig produktive Atmosphäre vor, nicht zuletzt, weil Einstein hier viele namhafte Gäste aus aller Welt empfing, wodurch auch Caputh weltbekannt wurde.

DIE GÄSTE

Es gibt wohl kaum eine Privathaus, in dem sich so viele Nobelpreisträger aufgehalten haben wie in Einsteins Sommerhaus in Caputh. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle auf einzelne Besucher näher einzugehen. Darum soll hier nur eine alphabetisch geordnete Auflistung einiger berühmter Gäste, zu denen u. a. Naturwissenschaftler, Künstler, Schriftsteller und Politiker gehörten, genügen. Die Namen der Nobelpreisträger, zu denen Einstein ja selbst auch gehörte, sind kursiv dargestellt.

Zu Einsteins Gästen in Caputh gehörten u. a.:

Max Born, Gustav Bucky, Paul Ehrenfest, Felix Ehrenhaft, Abraham Flexner, Philipp Frank, Fritz Haber, Otto Hahn, Gerhart Hauptmann, Alfred Kerr, Erich Kleiber, Käthe Kollwitz, Max von Laue, Heinrich Mann, Walther Nernst, Franz Oppenheimer, Max Planck, Ruggiero Ricci, Erwin Schrödinger, Anna Seghers, Arnold Sommerfeld, Leo Szilard, Rabindranath Tagore, Chaim Weizmann, Eugene P. Wigner, Arnold Zweig.

6 Wohnraum in Einsteins Sommerhaus, 1995

Unter den Gästen waren auch einige Künstler, die Einstein in seinem Sommerhaus portraitierten. Dazu gehörten u. a.: Elias Mandel Grossman, Henrik Lund, Max Liebermann und Hermann Struck. Bei einem Besuch Strucks in Caputh im August 1931 zeichnete er in das Gästebuch des Sommerhauses den Blick von Einsteins Haus auf den Schwielowsee.

Einer der Besucher war der Amerikaner Abraham Flexner. Er führte in Caputh Gespräche mit Einstein und gewann ihn für das noch zu gründende „Institute for Advanced Study“ in Princeton, USA, wo Einstein dann ab 1933 bis zu seinem Tod im April 1955 lebte und arbeitete.

Zu den weniger berühmten Gästen, die ebenfalls in großer Zahl zugegen waren, gehörte auch Einsteins Schwester Maja. Sie war mehrmals draußen in Caputh. Wenn sich die Gelegenheit bot, unternahmen Bruder und Schwester gemeinsame Spaziergänge in der schönen Landschaft.

Einstein legte in seinem Sommerhaus ein Gästebuch an, in das sich die Gäste eintragen sollten. Dies hatte nach Wunsch des Hausherrn nur in Versform zu geschehen. Eine Ausnahme von dieser Regel machte Einstein bei dem indischen Schriftsteller Tagore. Der erste und auch der letzte Eintrag in diesem Buch stammten von dem Physiker Max von Laue. Das Original des Gästebuchs befindet sich heute im Leo Baeck Institut in New York.

7 Umschlag von Einsteins Gästebuch in Caputh

„GÄSTEBVCH VOM HAVSE EINSTEIN“

Bildnachweis:
Mit freundlicher Genehmigung des Leo Baeck Institutes, New York
AR136 Albert Einstein Collection
Albert Einstein Caputh House Guestbook 1929-1932 (ROS12)

Neben den Gesprächen, die er mit seinen Gästen in seinem Sommerhaus führte, unternahm er mit ihnen auch oft gemeinsame Spaziergänge. Als besondere Ehre galt es, wenn Einstein seine Gäste zum Segeln auf die Havelseen einlud. Diese Ehre wurde u. a. Max von Laue zuteil, der sich mit Einstein nicht nur „wissenschaftlich“ sondern auch privat sehr gut verstand.

DAS SEGELN

„Beim Segeln, das er leidenschaftlich gern betrieb, hatte er keinen sportlichen Ehrgeiz“, sagte Max von Laue zu Einsteins liebster Freizeitbeschäftigung.

Einstein, der schon in der Schweiz u.a. auf dem Zürichsee segelte, fand in Caputh ideale Voraussetzungen vor. Die Anlegestelle seines Jollenkreuzers lag, nur etwa 10 Minuten Fußweg von seinem Haus entfernt, am Templiner See neben dem Bootshaus Schumann. Wohlhabende Freunde hatten den Jollenkreuzer Einstein zu dessen 50. Geburtstag, geschenkt. Obwohl das Boot den Namen „Tümmler“ trug, nannte es Einstein liebevoll sein „dickes Segelschiff“.

Der Jollenkreuzer wurde von dem Schiffbau-Ingenieur Adolf Harms entworfen und in der Werft von Berkholz & Gärsch in Friedrichshagen als Unikat gebaut. Gefordert war eine leichte Bedienbarkeit des Bootes, ohne jede Anstrengung. Es war auf Einsteins Wunsch mit einem Hilfsmotor ausgestattet, den man von außen nicht erkennen konnte, und hatte eine Länge über Alles von 7 m bei einer Breite auf Planken von 2,35 m. Der Tiefgang betrug 0,33 m bzw. der Tiefgang mit Schwert 1,25 m. Die Segelfläche betrug 20 m2. Das Boot hatte Schlafgelegenheiten für zwei Personen; die Inneneinrichtung, ausgeführt in Mahagoni, war recht komfortabel.

8 Einsteins Jollenkreuzer, „Segelriss“, 1929

Einstein hat sein „dickes Segelschiff“ geliebt, und er verbrachte sehr viel Zeit mit seinem Boot auf den angrenzenden Havelseen. Er, der ein guter Segler war, segelte am liebsten allein, und obwohl er nicht schwimmen konnte, lehnte er es strikt ab, eine Schwimmweste anzulegen. Das führte dazu, dass sich seine Familie immer große Sorgen machte, wenn er mit seinem Boot unterwegs war. Oft nahm er aber auch Gäste mit zu einem Segelausflug.

Auf seinem Segelboot fand Einstein die Ruhe und Erholung, die er brauchte, um ungestört seinen Gedanken nachgehen zu können. Da er auf dem Boot oft über seine physikalischen Theorien nachdachte, befanden sich an Bord auch immer Papier und Bleistift für seine Notizen.

DIE PHYSIK

Während Einsteins Berliner Zeit, 1914 bis 1932, war er Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Professor an der Friedrich-Wilhelm-Universität ohne Lehrverpflichtung. Obwohl er das Recht hatte, Vorlesungen zu halten, machte er nicht allzu oft Gebrauch davon. Daneben war er Direktor des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik, das am 1. Oktober 1917 seine Arbeit aufnahm. In den Jahren 1916 bis 1918 war Einstein Max Plancks Nachfolger als Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

9 Einsteins Arbeitszimmer, 1995

Auf dem Gebiet der theoretischen Physik „plagte“ sich Einstein während der Caputher Zeit u. a. mit der einheitlichen Feldtheorie und der Quantenmechanik.

Bei der einheitlichen Feldtheorie suchte er nach einer Erweiterung seiner Gravitationstheorie, der allgemeinen Relativitätstheorie, um das Gravitationsfeld und das Elektromagnetische Feld zusammenfassend zu beschreiben. An dieser Erweiterung, deren Grundgedanken er schon 1923 in seinem Nobelvortrag in Göteborg erläutert hatte, arbeitete er bis an sein Lebensende vergeblich.

Die neue Theorie des Mikrokosmos, die Quantenmechanik, wurde von Einstein nie als vollwertige Theorie akzeptiert, da in ihr Zufälligkeiten zur Anwendung kamen. Für Einstein war der Begriff „Zufall“ in der Physik undenkbar, und er bezeichnete ihn als „eine Schwäche der Theorie“. Darum übte er beharrlich Kritik an ihr, die aber physikalisch fundiert und konstruktiv war. Im Oktober 1930 fand der 6. Solvay-Kongress in Brüssel statt. Bei den Solvay-Kongressen, die durch den belgischen Großindustriellen Ernest Solvay finanziert wurden, kam ein kleiner Kreis international führender Physiker zusammen, um über aktuelle physikalische Theorien zu diskutieren. Auf diesem 6. Kongress, an dem Einstein zum letzten Mal teilnahm, kam es auch wieder zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Einstein und dem dänischen Physiker Niels Bohr, einem der Wegbereiter der Atom- und Kernphysik, über die Quantenmechanik.

Parallel zu den beiden genannten Arbeitsgebieten beschäftigte sich Einstein mit den unterschiedlichsten physikalischen Problemen. Dies bezeugen seine zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen aus dieser Zeit.

Neben den Reisen, um Ehrungen entgegenzunehmen, war Einstein auch viel unterwegs, um Vorlesungen über seine Theorien zu halten. In den Jahren 1930 bis 1932 verbrachte er jeweils den Winter in Amerika, um u. a. am California Institute of Technology (CalTech) in Pasadena, Kalifornien, Gastvorlesungen zu halten und um auf dem Mount Wilson Astronomical Observatory mit dem berühmten Astronomen Edwin Hubble zusammen zu arbeiten.

VERSCHIEDENES

Mehrmals begab sich Einstein auf den Telegrafenberg in Potsdam, um sich über den Stand der Untersuchungen zur, von der allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagten, Gravitations-Rotverschiebung zu informieren, die am dortigen Einstein-Turm durchgeführt wurden. 1920 bis 1924 wurde der Einstein-Turm auf Anregung des Astronomen E. F. Freundlich auf dem Gelände des Astrophysikalischen Observatoriums errichtet. Der Architekt war Erich Mendelsohn. Finanziert wurde der Bau durch die Aktion „Einstein-Spende“. Der Einstein-Turm wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, aber später wieder aufgebaut, und er wird auch heute noch von der Wissenschaft u. a. zur Sonnenforschung genutzt.

Parallel zur Physik beschäftigte sich Einstein in den Jahren 1929 bis 1932 aber auch sehr intensiv mit anderen, allgemeinen, Themen. Neben dem schon erwähnten Glaubensbekenntnis ist an dieser Stelle noch seine beeindruckende Rede, anlässlich der Eröffnung der 7. Deutschen Funkausstellung und Phonoschau in Berlin, am 22. August 1930 zu nennen.

10 Schallplatte
„Mein Glaubensbekenntnis“

Er schrieb weit beachtete Gedenkaufsätze, z.B. im November 1930 zum 300. Todestag von Johannes Kepler sowie Nachrufe z.B. auf den am 3. Oktober 1929 verstorbenen deutschen Außenminister Gustav Stresemann.

Da Einstein dem Zionismus nahe stand, nahm er im August 1929 an einem Zionistenkongress in Zürich teil. Nicht zuletzt durch die politischen Verhältnisse in Europa und besonders in Deutschland setzte er sich ab 1930 verstärkt für den Pazifismus ein. Er verfasste und unterzeichnete zahlreiche Aufrufe und Petitionen.

Im Sommer 1932 begann er einen Briefwechsel mit dem Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Diese Briefe beinhalten einen Gedankenaustausch über die Ursachen des Krieges sowie dessen Verhinderung und wurden 1933 in einer Broschüre unter dem Titel „Warum Krieg?“ veröffentlicht.

Daneben beteiligte sich Einstein an politischen Aktionen. 1932 versuchte er gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen, dem französischen Physiker Paul Langevin, andere Wissenschaftler und Kriegsgegner aufzurufen, um sich gegen den wachsenden Militarismus und den Faschismus zu organisieren. Mit Heinrich Mann, Ernst Toller, Arnold Zweig, Käthe Kollwitz und anderen rief er im gleichen Jahr zur Bildung einer Einheitsfront gegen den anwachsenden deutschen Faschismus auf. Aber das drohende Unheil war nicht mehr aufzuhalten.

DER NATIONALSOZIALISMUS

Als Einstein im September 1929 nach Caputh kam, waren die Nationalsozialisten in Deutschland, mit Hitler an ihrer Spitze, schon längst auf dem Weg zur Macht. Was 1923 mit dem Hitlerputsch in München begann und in einem massenwirksamen Kampf weitergeführt wurde, fing nun an, Früchte zu tragen. Bei den Reichstagswahlen im September 1930 stieg die Anzahl der Mandate der NSDAP schon auf 107 und bei der Wahl im Juli 1932 sogar auf 230 an. Damit war die NSDAP die stärkste Partei in Deutschland. Hitler wurde am 30. Januar 1933 von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt und übernahm damit endgültig die Macht. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Einstein auf einer Vorlesungsreise in Amerika.

Nach dieser „Machtergreifung“ rief die Führung der NSDAP am 1. April 1933 zu einem nationalen Judenboykott auf, und die Anfeindungen der Nazis konzentrierten sich nicht zuletzt auf Albert Einstein. Schon einige Tage vorher, am 20. März, wurde Einsteins Sommerhaus in Caputh von den Nazis durchsucht, da sie dort ein Waffenlager der Kommunistischen Partei vermuteten. Seine Berliner Stadtwohnung in der Haberlandstraße 5 wurde Mitte April ebenfalls durchsucht. Das Haus, in dem sich Einsteins Stadtwohnung befand, wurde im Krieg zerstört.

Bei der von Goebbels organisierten „öffentlichen Verbrennung undeutschen Schrifttums“ am 10. Mai 1933 wurden auch Einsteins Schriften mit verbrannt. Im August 1933 wurde Einsteins Segelschiff und 1935 sein Sommerhaus nebst Gartenhaus beschlagnahmt und zu Gunsten des preußischen Staates eingezogen. Sein geliebtes „dickes Segelschiff“ wurde dann, nachdem es von der Gemeinde Caputh im Februar 1934 zum Verkauf angeboten wurde, an eine Privatperson verkauft. Auf die wechselvolle Geschichte seines Sommerhauses wird in dem Kapitel DIE ZEIT DANACH noch näher eingegangen. Im Juli 1933 wurde Einstein die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt und sein Vermögen beschlagnahmt.

Seinerseits reagierte er auf die Geschehnisse in Deutschland in der Art, dass er zum einen am 28. März 1933 brieflich seinen Austritt aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften erklärte, seine deutsche Staatsangehörigkeit niederlegte und alle Kontakte zu offiziellen deutschen Institutionen abbrach. Einstein, der die Wintermonate 1932/33 in Amerika verbracht hatte, teilte am 10. März 1933 kurz vor seiner Rückreise nach Europa der Öffentlichkeit mit, dass es für ihn unmöglich sei, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Wörtlich sagte er: „Solange mir eine Möglichkeit offen steht, werde ich mich nur in einem Land aufhalten, in dem politische Freiheit, Toleranz und Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz herrschen. […] Diese Bedingungen sind gegenwärtig in Deutschland nicht erfüllt“. Einstein hat, nachdem er im Dezember 1932 Deutschland verlassen hatte, danach nie wieder deutschen Boden betreten.

DER ABSCHIED

Um, wie in den beiden Jahren zuvor, in Amerika Gastvorlesungen zu halten, verließen Einstein und seine Frau am 6. Dezember 1932 Caputh, um am 10. Dezember von Antwerpen aus mit dem Schiff nach Kalifornien zu fahren.

Einsteins Biograph, Philipp Frank, der 1912 auch sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl für theoretische Physik an der Deutschen Universität Prag geworden war, berichtet in seiner Einstein-Biographie, dass, als Einstein und seine Frau am 6. Dezember ihr Sommerhaus in Caputh verließen, er zu seiner Frau gesagt haben soll: „Bevor du unsere Villa diesmal verlässt, schau sie dir sehr gut an.“ „Warum?“, fragte seine Frau. Darauf antwortete Einstein: „Du wirst sie niemals wieder sehen“.

Einstein hat die Entwicklung in Deutschland vorausgeahnt, aber ob er wirklich vor seiner Abreise auch daran glaubte, nicht mehr nach Deutschland bzw. nach Caputh zurückzukehren, ist fraglich. Zwei Beispiele mögen diese Annahme belegen. Warum kaufte Einstein noch im November 1932 das Gartenhaus in Caputh und warum verhandelte er im Februar 1933, von Pasadena aus, mit der Preußischen Akademie der Wissenschaften über eine Neuregelung seines Anstellungsverhältnisses?

Eine Antwort auf diese Fragen werden wir wohl nie erhalten. Sicher ist nur, dass Albert Einstein auch in Princeton, wo er ab 1933 lebte und arbeitete, sehr oft an sein „dickes Segelschiff“, sein Sommerhaus und die wunderbare Zeit der „relativen Ruhe“ in Caputh dachte. Auch wird er manch einen Gedanken an die Caputher verwendet haben, die sicherlich auch ihrerseits nach dem freundlichen Herrn Professor mit den kindlich leuchtenden Augen und den langen Haaren Ausschau gehalten haben; aber vergebens.

DIE ZEIT DANACH

Nachdem Einstein Deutschland für immer verlassen hatte, durchlebte sein Sommerhaus eine wechselvolle Geschichte. Ab Mai 1933 wurde es einige Jahre vom jüdischen Kinderheim des Ortes genutzt, dann von der Hitlerjugend, dem Bund Deutscher Mädchen und später von Luftwaffenoffizieren bewohnt. 1935 wurde Einstein zugunsten des Preußischen Staates enteignet, der dann 1936 das Haus zu etwa einem Drittel des Taxwertes an die Gemeinde Caputh verkaufte. 1945 hat die sowjetische Militärbehörde die Gemeinde angewiesen das Haus für eine mögliche Rückkehr Einsteins instand zu setzen. Da sich Einstein aber entschlossen hatte, nie wieder nach Deutschland zurückzukehren, wurde das Haus der Gemeinde überlassen. Während der DDR-Zeit hatte es dann verschiedene Mieter. 1979, anlässlich des hundertsten Geburtstags Einsteins, wurde das Haus mit Hilfe Konrad Wachsmanns vom Institut für Denkmalpflege der DDR rekonstruiert und unter Denkmalschutz gestellt. Von 1979 bis zur Wende diente es dann der Akademie der Wissenschaften unter anderem als Gästehaus.

EINSTEINS SOMMERHAUS (1995)

Da die Rekonstruktion von 1979 nicht sachgemäß ausgeführt wurde, begannen Ende des Jahres 1995 die ersten Voruntersuchungen für eine erneute Rekonstruktion des Hauses durch Denkmalschützer.

Im Inneren des Hauses – es gibt keine Originalgegenstände mehr – erinnert nicht mehr viel an den großen Denker. Der Schreibtisch in seinem ehemaligen Arbeitszimmer wurde nach den Angaben von Konrad Wachsmann, der das Original nach den Wünschen Einsteins hatte bauen lassen, rekonstruiert. Die wenigen anderen Möbel im Haus stehen in keiner Beziehung zu Einstein. An einigen Wänden hängen Erinnerungsfotos von Einstein in Caputh.

11 Bleistiftzeichnung – Einsteins Sommerhaus

Neben den baulichen Unzulänglichkeiten galt es auch die schwierigen Eigentumsverhältnisse zu klären. Bis zur endgültigen Klärung gab es einen Kompromiss zwischen dem Land Brandenburg und der Gemeinde Caputh um die vorläufige Nutzung des Sommerhauses. Ein Vertrag vom Oktober 1994 legte fest, dass das Haus an den Wochenenden sowie an Feiertagen der Gemeinde Caputh und den Rest der Woche der Stiftung Einstein Forum zur Verfügung steht. Das Einstein Forum, gegründet 1992 und vom Land Brandenburg getragen, wollte das Haus zur wissenschaftlichen Begegnungsstätte machen. Außerdem sollte in dem Haus ein Einstein-Archiv untergebracht werden. Die Gemeinde Caputh dagegen dachte eher an eine museale Nutzung.

EINSTEINS SOMMERHAUS HEUTE (2005)

Adresse:
Einsteinhaus
Am Waldrand 15-17
14548 Caputh

Die Eigentumsverhältnisse sind geklärt. Das Haus gehört nun einer Erbengemeinschaft. Den größten Teil besitzt die Hebräische Universität in Jerusalem. Verwaltet und genutzt wird es vom Einstein Forum in Potsdam.

Ab dem 26. Mai 2005 ist Albert Einsteins Sommerhaus in Caputh wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die umfangreichen Instandsetzungsmaßnahmen wurden durch Unterstützung des Bundes und der Cornelsen Kulturstiftung ermöglicht.

Da es aber Albert Einsteins ausdrücklicher Wunsch war, seine Wohnungen nicht museal zu nutzen, soll das Haus auch in Zukunft Ort des wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Dialogs werden. Neben kleineren Workshops und kulturellen Veranstaltungen ist geplant, wissenschaftlichen Stipendiaten hier einen Raum für interdisziplinäre Studien zu eröffnen.

Darüber hinaus wird das Haus in begrenztem Umfang auch für Besucher offen stehen. Eine Besichtigung des Sommerhauses in Caputh sowie die Teilnahme an Führungen ist nur nach Voranmeldung möglich.

Weitere Informationen unter:


EINSTEIN FORUM
Am neuen Markt 7
14467 Potsdam
TEL.: 0331 – 271 78 0

Pressefotos Einsteinhaus, Caputh

(c) Hans Bach, Potsdam

12 Albert Einsteins Sommerhaus in Caputh, 2005
13 Flur im Erdgeschoss, 2005
14 Einsteins Arbeitszimmer, 2005

Wenn man die Möglichkeit hat, sich in Einsteins ehemaligem Sommerhaus aufzuhalten, bzw. auf der Terrasse oder im angrenzenden Garten, dann glaubt man noch etwas von der Atmosphäre von Albert Einstein in Caputh zu spüren.

Anmerkung:

Neben dem Sommerhaus in Caputh gibt es heute noch zwei erhaltene Wohnsitze, an denen Albert Einstein gelebt und gearbeitet hat.

Der eine ist seine ehemalige Wohnung in Bern, Kramgasse 49. Dort wohnte er von Oktober 1903 bis Mai 1905.

Der andere ist in Princeton, New Jersey (USA), wo Einstein in seinem Haus in der Mercer Street 112 von August 1935 bis zu seinem Tod wohnte. Dieses Haus ist auf Wunsch Albert Einsteins, der darauf bestand, dass es nach seinem Tod nicht zu einem Museum wird, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Bildernachweis:
Archiv des Autors: Abb. 1, 4, 10
Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, Konrad-Wachsmann-Archiv, Signatur: KWA-20-4: Abb. 2
Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, Konrad-Wachsmann-Archiv, Signatur: KWA-28-8/1: Abb. 3
Archiv des Autors. Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Caputh: Abb. 5, 6, 9
Mit freundlicher Genehmigung des Leo Baeck Institutes, New York,
AR136 Albert Einstein Collection; Albert Einstein Caputh House Guestbook 1929-1932 (ROS12): Abb. 7
Zeitschrift „Die Yacht“: Abb.8
Christine Hüttner, Potsdam: Abb.11
Mit freundlicher Genehmigung Einstein Forum, Potsdam: Abb. 12, 13, 14

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Literaturnachweis:

Philipp FrankEinstein. Sein Leben und seine ZeitMünchen 1949
Michael GrüningEin Haus für Albert EinsteinBerlin 1990
Friedrich HerneckAlbert Einstein u. das politische Schicksal seines Sommerhauses in Caputh bei PotsdamLeipzig 1974
Friedrich HerneckEinstein privatBerlin 1978
Abraham Pais„Raffiniert ist der Herrgott …“Braunschweig 1986