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Biografie

„Ich bin sehr glücklich in meinem neuen Heim in diesem freundlichen Land und in der liberalen Atmosphäre von Princeton.“

Albert Einstein, 1935

ALBERT EINSTEINS JAHRE IN PRINCETON (USA)

Einstein verbrachte von 1902–1909 erfolgreiche Jahre in Bern. Danach war er kurze Zeit in Zürich und Prag, kehrte nach Zürich zurück, und wirkte hierauf von 1914–1932 als Professor an der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus politischen Gründen musste er 1933 auswandern. Er fand seine letzte Wirkungsstätte in Princeton (New Jersey), einem reizenden Städtchen 100 km südlich von New York.

Bereits Ende 1930 erhielt der Gelehrte vom preußischen Kultusministerium die Genehmigung in den Wintermonaten für ein Gastsemester in Princeton zu lesen. Dies wiederholte sich jährlich bis zu seiner Emigration, sodass er während der Sommermonate in Berlin, im Winter in Princeton lebte. Amerikanische Wissenschaftler waren in den zwanziger Jahren bemüht, europäische Kollegen von Rang in die USA zu holen. Diese Tendenz verstärkte sich noch durch die Ereignisse des Jahres 1933. Damit wollten sie den Fortschritt von Wissenschaft und Technik in den USA stärker als bisher fördern. Abraham Flexner, der Gründer des „Institute for Advanced Study“ in Princeton, hatte 1932 die Zusage Einsteins erhalten, bei dieser den Kaiser-Wilhelm-Instituten in Berlin ähnlichen Institution, mitzuwirken. Die finanziellen Mittel waren durch eine Stiftung gesichert. Wie in Berlin sollte sich Einstein ausschließlich der Forschung widmen können, ohne feste Vorlesungspflichten zu haben.

Ende 1932 trafen die Einsteins, Albert und seine zweite Frau Elsa, ihre Vorbereitungen für die dritte Reise nach Amerika. Während in Deutschland die antisemitische Kampagne gegen Einstein weiter anwuchs, entstand auch in Amerika eine Welle des Protestes gegen ihn wegen seinen Aktionen für den Pazifismus. Albert und Elsa trafen Anfang Januar 1933 in Kalifornien ein. Sie gingen zunächst nach Pasadena und später kam es zum ersten längeren Aufenthalt in Princeton. Im Mount-Wilson-Observatorium diskutierte er die Rätsel des Universums mit Edwin Hubble, dem Entdecker des Urknalls.

Einstein entschloss sich Mitte März 1933 nach Europa zurückzukehren. Noch während der Rückfahrt an Bord des Schiffes „Belgenland“ trafen weitere alarmierende Nachrichten aus Deutschland ein. Schon während seiner Überfahrt nach Europa schrieb Einstein sein Rücktrittsschreiben an die Berliner Akademie. Nach der Ankunft in Antwerpen entschied sich Einstein, nicht nach Deutschland zurückzukehren und den deutschen Boden nie mehr zu betreten. Er verbrachte einige Zeit in Belgien und England.

Im Herbst schließlich wurde der Entscheid gefällt, Europa zu verlassen und endgültig in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Am 7. Oktober 1933 reiste Einstein in Begleitung seiner Frau Elsa, seiner Sekretärin Helen Dukas und seines Assistenten Dr. Walther Mayer mit dem Dampfer „Westernland“ (Red Star Line) von Southampton in die USA ab.

Neubeginn in Princeton (USA)

Nach der Ankunft in New York, wobei der Empfang nicht mehr so stürmisch ausfiel wie in früheren Jahren, wurde Einstein und seine Begleitung mit dem Auto nach Princeton gefahren. Später folgten auch seine Stieftochter Margot, Hans Albert, Einsteins älterer Sohn aus erster Ehe, und Einsteins Schwester Maja den Emigranten. Ein Neubeginn für alle.

Einsteins neue Wirkungsstätte war das „Institute for Advanced Study“, dem er bis zu seinem Ableben im Jahre 1955 treu blieb. Dieses Institut hatte zu dieser Zeit weltweit einen guten Ruf. Mit der Vertreibung der jüdischen Gelehrten nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ging die Führung der Physik, der „Schicksalswissenschaft des 20. Jahrhunderts“, von Deutschland auf die Vereinigten Staaten über. Durch Albert Einstein, den „Papst der Physik“, wurde das „Institute for Advanced Study“ in der Folgezeit zum berühmtesten Forschungszentrum der Welt. Die Arbeitsbedingungen am Institut gefielen Einstein. Am Morgen war er meistens im Institut anzutreffen. Am Nachmittag war er gerne zu Hause, traf Freunde und Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik. Erholung fand er auf ausgedehnten Spaziergängen im Park.

Im August 1935 kaufte sich Einstein in Princeton, unweit des Institutes, ein Einfamilienhaus an der Mercer Street 112, in dem er zusammen mit seiner Frau Elsa, seiner Stieftochter Margot und mit seiner Sekretärin Helen Dukas wohnte. Leider erkrankte wenig später seine Frau, die im Dezember 1936 verstarb. Ein weiterer Verlust widerfuhr ihm kurz darauf durch den Tod seines ehemaligen Studienfreundes Marcel Grossmann, dem er so viel zu verdanken hatte.

1 Einsteins Wohnhaus in Princeton, 1935-1955

Im Dezember 1936 fand in der Aula der Universität Bern das 150 Jahr-Jubiläum der Naturforschenden Gesellschaft Bern statt, bei welcher Gelegenheit Albert Einstein für seine Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Nach Erhalt der Ehrenurkunde war Einstein hocherfreut und gab ihr in der Wohnung in Princeton einen Ehrenplatz. Zu seinen wichtigsten Andenken an die Schweizerzeit gehörte seine geliebte Geige, mit der er auch im fernen Land gerne Mozart oder Bach spielte. Zu den wenigen Dokumenten, die er mitnahm, zählte vor allem das Schweizer Militär-Dienstbüchlein, das heute im Einstein-Archiv in Jerusalem aufbewahrt wird.

Am „Institute for Advanced Study“ hatte der große Gelehrte beste Forschungsmöglichkeiten. Er hatte auch keinen Forschungszwang. Dies erlaubte ihm weiter an seiner Gravitationstheorie zu arbeiten, mit dem Ziel, sie zu einer „Einheitlichen Feldtheorie“ zu erweitern. Daneben kümmerte er sich weiterhin um pazifistische und zionistische Organisationen und unterstützte mit Hilfe von Freunden und Kollegen die immer größer werdende Zahl von Emigranten.

Universität und Institut

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass Princeton, nahe der Hauptstadt Trenton im Bundesstaat New Jersey, neben dem „Institute for Advanced Study“ auch eine hervorragende Universität besitzt, an der allerdings zur Hauptsache junge Leute aus wohlhabenden Familien studieren können. Die Princeton University, an der Einstein auch Vorlesungen hielt, zählt zu den bedeutendsten Hochschulen der Vereinigten Staaten. Auffallend viele Nobelpreisträger der letzten Jahre haben ihr Studium, vor allem in Physik und Mathematik, an dieser privaten Universität absolviert. Die Gebäude der Universität, etwa 3 km vom Institut entfernt, befinden sich in einem englischen Garten. Die altehrwürdige Architektur ist den Hochschulen Oxford und Cambridge ähnlich. Die Universität und das Institut vermitteln etwas vom Lebens- und Arbeitsstil, vom besonderen Charakter dieser Forschungsstätten: Die Mischung von British country house und American way of live.

Die letzten Lebensjahre

Im Oktober 1940 wurde Einstein amerikanischer Bürger. Das Schweizer Bürgerrecht, das er 1901 in Zürich erworben hatte, behielt er aber weiter bei. Er korrespondierte immer wieder mit seinen ehemaligen Kollegen und Freunden. So schrieb er u.a. 1949 seinem Freund und ehemaligen Arbeitskollegen vom Patentamt Michele Besso: „Das Beste, was bleibt sind ein paar aufrechte Freunde, die Kopf und Herz am rechten Fleck haben und einander verstehen, so wie es bei uns beiden ist.“ Einstein wurde auch in späteren Jahren vom Heimweh nach der beschaulichen Kramgasse in Bern gepackt und schrieb: „Es war doch eine schöne Zeit damals in Bern“.

2 Albert Einstein in Princeton, um 1950

Anfang der Fünfzigerjahre machten sich bei Einstein gesundheitliche Beschwerden bemerkbar. Trotzdem arbeitete er unentwegt an seiner Feldtheorie, wobei seine Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt waren.

Nach kurzer Krankheit starb Albert Einstein am 18. April 1955 im Alter von 76 Jahren. Er war politisch aktiv bis in die letzten Tage. Da ihm der Personenkult verhasst war, verbat er sich jede Trauerfeier. Nur seine engsten Verwandten und Freunde nahmen im Krematorium von ihm Abschied.

Dr. Adolf Meichle

Der Verfasser war jahrelang im Vorstand der Albert Einstein-Gesellschaft in Bern. Er ist Träger der Einstein-Medaille, die jährlich von der Albert Einstein-Gesellschaft an Personen verliehen wird, die sich durch ihr Wirken in Zusammenhang mit Albert Einstein verdient gemacht haben.

Bildernachweis:
Mit freundlicher Genehmigung der Albert Einstein-Gesellschaft, Bern: Abb. 1, 2