„… Ich bin gerne bereit, den Vortrag am 16. Januar zu halten. Dagegen kann ich mich
leider nicht dazu verpflichten den Vortrag niederzuschreiben. …“
Albert Einstein in einem Brief an den Präsidenten der Naturforschenden Gesellschaft Zürich, Carl Schröter, Zürich 1910
EINSTEIN UND DIE NATURFORSCHENDE GESELLSCHAFT IN ZÜRICH
Eine kurze Geschichte der Gesellschaft
Gegründet wurde die Gesellschaft zur Förderung der Naturwissenschaften 1746 von dem Schweizer Naturforscher Johannes Gessner (1709-1790) und Bürgern der Stadt Zürich. Zuerst unter dem Namen Physikalische Gesellschaft, später dann Naturforschende Gesellschaft in Zürich. Sie widmete sich neben der Physik, u. a. der Naturhistorie (hierunter verstand man die Botanik, Zoologie, Geologie, Geographie, Meteorologie und Astronomie), Mathematik, Technik, Pharmazie und Landwirtschaft. Neben der Organisation von Exkursionen und öffentlichen Vorträgen mit anschließenden Diskussionen publizierte die Gesellschaft Vierteljahrsschriften und Neujahrsblätter, mit von Naturwissenschaftlern erstellten Artikel sowie Buchbesprechungen. Die Universität Zürich und die ETH Zürich profitierten von den Aktivitäten der Gesellschaft.
Die Naturforschende Gesellschaft in Zürich, eine der ältesten naturwissenschaftlichen Gesellschaften der Schweiz, hat heute ca. 1000 Mitglieder. Eines ihrer prominentesten Mitglieder war Albert Einstein.
Naturforschende Gesellschaft in Zürich, www.ngzh.ch
Albert Einstein und die Naturforschende Gesellschaft in Zürich
Am 14. November 1910 wurde Albert Einstein Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Am 16. Januar 1911 hielt er einen Vortrag mit dem Thema: „Die Relativitäts-Theorie“ vor Mitgliedern der Gesellschaft. Diesem Vortrag ging ein Briefwechsel voraus. So schreibt Einstein am 11. Dezember 1910 an den Präsidenten der Gesellschaft, den Schweizer Botaniker Carl Schröter (1855-1939):
„… Ich bin gerne bereit, den Vortrag am 16. Januar zu halten. Dagegen kann ich mich leider nicht dazu verpflichten den Vortrag niederzuschreiben. Denn erstens würde es mir schwer, die Zeit dazu aufzutreiben, und zweitens habe ich dabei gar nichts Neues vorzubringen, sodass eine Publikation nicht gerechtfertig wäre. …“
Dennoch kam es zu einer Niederschrift und Publikation von Einsteins Vortrag. Während Einstein seinen Vortrag hielt, wurde dieser von einem anwesenden Studenten, Otto Vollenweider, mitgeschrieben.
In einem Brief vom 20. Januar 1911 an Schröter schrieb Einstein:
„… Morgen (Samstag) kommt der Stenograph, und wir werden solange beieinander sitzen, bis die Sache vollkommen erledigt ist. …“
Einen Tag später schrieb Einstein erneut an Schröter:
„… Es ist nun alles durchkorrigiert. Heute Nachmittag und morgen wird Herr Vollenweider die Sache in die Schreibmaschine diktieren und dafür sorgen, dass das druckfertige Manuskript morgen Abend in Ihre Hände kommt. …“
In dem Protokoll der Sitzung vom 30. Januar 1911 dankt Carl Schröter besonders Albert Einstein für die mühevolle Arbeit bei der Durchsicht und Überarbeitung der Mitschrift seines Vortrages. Albert Einstein war auch bereit mit Mitgliedern der Gesellschaft über die Relativitätstheorie zu diskutieren.
Am 27. November 1911 wurde in der Vierteljahrsschrift 56, Seite 1-14, der Artikel „Die Relativitäts-Theorie“ publiziert. Es sollten noch einige Vorträge und Artikel Einsteins im Zusammenhang mit seiner Mitgliedschaft in der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich folgen.
Auch nach seinem Weggang von Zürich pflegte Einstein weiterhin die Kontakte zur Naturforschenden Gesellschaft in Zürich und zu einzelnen Mitgliedern. Seine Mitgliedschaft endete mit seinem Tod am 18. April 1955.
Literaturnachweis:
Hrsg. Martin J. Klein, A. J. Kox, Jürgen Renn, Robert Schulmann | The Collected Papers of Albert Einstein, Volume 3 | Princeton 1993 |
Hrsg. Martin J. Klein, A. J. Kox, Robert Schulmann | The Collected Papers of Albert Einstein, Volume 5 | Princeton 1993 |
Hrsg. Robert Schulmann, A. J. Kox, Michel Janssen, József Illy | The Collected Papers of Albert Einstein, Volume 8 | Princeton 1998 |