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Biografie

„Ich freue mich riesig, das Meer kennen zu lernen.“

Albert Einstein an Heinrich Zangger, 7. Juli 1915

Einstein an der Ostsee

Urlaub an der Ostsee bedeutet Erholung, Strand und frische Seeluft. Die Küste der Ostsee mit ihren idyllischen Ferienorten und Seebädern ist nicht nur für deutsche Urlauber ein beliebtes Reiseziel. Dabei hat jeder Teil der Ostsee seinen eigenen Reiz.

Das war auch zu Zeiten Einsteins so. Die Ostsee war schon damals ein beliebtes Reiseziel und Rückzugsort nicht nur der Berliner Prominenz.

Die raue und herbe Schönheit der See beeindruckte Einstein, sodass er immer wieder in den Jahren 1915 bis 1928 zu Urlauben und zur Erholung an die Ostsee zurückkehrte. Nicht zuletzt, um auch auf der Ostsee seinem Hobby, dem Segeln, nachzugehen. Viele Jahre später, in Amerika, erinnerte er sich gerne an die Zeit, die er an der Ostsee verbracht hatte. Oft erzählte er dort von der Schönheit des Fischlandes und des Darß. Heute hat die Ostsee „nicht mehr ganz die beschauliche Abgeschiedenheit wie in den zehner- und zwanziger Jahren.“

1 Ostsee

Sellin auf der Insel Rügen (1915)


Albert Einstein in Kiel – Hermann Anschütz-Kaempfe (1915, … 1926)


Ahrenshoop, Ribnitz und Wustrow (1918, 1921)


Ehrendoktorwürde der Universität Rostock (1919)


Hiddensee


Nicht ganz freiwillig in Scharbeutz (1928)

Sellin auf der Insel Rügen

Das Ostseebad Sellin ist eine Gemeinde auf der Insel Rügen (größte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands) in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gemeinde liegt östlich eines ausgedehnten Küstenhochwaldes (der Granitz) an der Verbindung zur Halbinsel Mönchgut im Südosten Rügens. Das Ostseebad Sellin befindet sich zwischen der Ostsee und dem Selliner See und zählt heute zu einem der bedeutendsten Badeorte auf der Insel Rügen. Sellin verfügt über zwei sehr schöne, feinsandige Strände und bietet damit den Touristen ideale Voraussetzungen für ihre Freizeit- und Strandaktivitäten. Zu erwähnen ist der sich hoch über Sellin befindliche Kurpark auf dem Friedensberg (ca. 70 m ü. NHN). Ein „magischer“ Ort der Ruhe, Kraft und Selbsterkenntnis. Inmitten hoher Bäume „wirkt“ der Ort, wenn man sich auf ihn einlässt, auf die Seele und den Geist. Andere interessante Orte in Sellin sind z. B. die nach einem historischen Vorbild wieder aufgebaute Seebrücke, die Tauchgondel, die Wilhelmstraße, das Warmbad Sellin und das Bernsteinmuseum.

Mitte des Jahres 1915 war Albert Einsteins Gefühlszustand etwas chaotisch. Das lag zum einen daran, dass er sich im Sommer 1914 von seiner Frau Mileva getrennt hatte und zum anderen, dass eine von ihm geplante Reise nach Zürich zu seinen Söhnen, Hans Albert und Eduard, die er längere Zeit nicht gesehen hatte, nicht zu stande kam. Einer der Gründe war, dass der elfjährige Hans Albert seinem Vater Ende Juni 1915 in einer Postkarte mitgeteilt hatte: „Aaber wenn du mit ihr [Mileva] so unfreundlich bist, mag ich auch nicht mit dir gehn.“

Nach der Trennung hatte Mileva Ende Juli 1914 gemeinsam mit ihren Söhnen Berlin verlassen, um zurück nach Zürich zu fahren.

Um sich zu erholen, fuhr Einstein mit seiner Cousine Elsa und deren Töchtern aus erster Ehe, Ilse und Margot, Mitte Juli 1915 für einige Wochen in die Sommerfrische an die Ostsee, nach Sellin auf der Insel Rügen. Die Ostsee war in dieser Zeit für gutsituierte Berliner ein angesagtes Urlaubsziel. In Vorbereitung auf die Reise schrieb er am 7. Juli 1915 an Heinrich Zangger: „Ich gehe jetzt mit meinen Verwandten für einige Wochen auf Rügen. Ich freue mich riesig, das Meer kennen zu lernen.“

Vom 15. Juli bis 5. August 1915 machte Einstein Ferien in Sellin auf Rügen. Um an einer Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin teilnehmen zu können, unterbrach er vom 22. bis 24. Juli kurz seine Ferien. Die Sitzung selbst fand am 22. Juli statt.

Einstein und Elsa sowie deren Töchter wohnten in Sellin im „Haus Johanneshorst“ in der bekannten Wilhelmstraße. In einem Brief an Heinrich Zangger gab er seinen Selliner Wohnort mit „Villa Johanneshorst, Sellin (Rügen)“ an.

Die abwechslungsreiche Landschaft, die dortige Ruhe und Entspannung, die er während erholsamer langer Spaziergänge mit Elsa am feinsandigen Strand oder im schattigen Wald rund um den Friedensberg genoss, haben vielleicht dazu beigetragen, Kräfte zu sammeln und seine Gedanken in Bezug auf seine familiären Sorgen und auf seine Arbeit zu überdenken und zu ordnen. Auch der Selliner See war ein gern besuchter Ort Einsteins während seiner Ferien.

Ob Einstein und Elsa oben auf dem Friedensberg waren, ist bis heute nicht belegt. Es ist aber davon auszugehen, dass er in den Ferien auch den „magischen“ Ort der Ruhe, Kraft und Selbsterkenntnis besucht hat.

Einstein hat sich in Sellin sehr wohl gefühlt. Zum Ende der Ferien schrieb er in einem Brief an Heinrich Zangger: „Hier ist es wundervoll. Ich konnte mich so schön ausruhen wie noch nie, seit ich erwachsen bin.“

Sein erster Besuch an der Ostsee mit ihrer herben Schönheit und dem gemäßigt maritimen Klima hinterließ bei Albert Einstein einen bleibenden Eindruck. In den kommenden Jahren kehrte er immer wieder zur Erholung an die Ostsee zurück.

Ende August 1915 kam die Reise in die Schweiz zu seinen Söhnen doch noch zustande.

Drei Monate nach seinem Aufenthalt in Sellin vollendete Albert Einstein im November 1915 die Arbeit an der allgemeinen Relativitätstheorie und stellte diese der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin in vier Verhandlungen vor (4., 11., 18. und 25. November 1915). Einige Monate später, am 20. März 1916, erschien in den Annalen der Physik, Band 49, Seite 769-822, der Artikel „Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie.“

Albert Einstein in Kiel

1915 begann ein intensiver, regelmäßiger und langjähriger Schriftverkehr zwischen Albert Einstein und dem in Kiel lebenden Kunsthistoriker und Erfinder des Kreiselkompasses, Hermann Anschütz-Kaempfe (1872-1931). In dieser Korrespondenz wurde über technische Probleme bei der Entwicklung des Kreiselkompasses, das Weltgeschehen, aber auch über Privates gesprochen. Einstein unterstützte den Unternehmer der Firma Anschütz & Co. in Kiel, Hermann Anschütz-Kaempfe als Gutachter bei Patentverhandlungen und half, den Kreiselkompass wesentlich zu verbessern. Bedingt durch die enge Zusammenarbeit in den ersten Jahren reiste Einstein wiederholt nach Kiel – Arbeitsbesuche. Es war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zwischen Einstein und Hermann Anschütz-Kaempfe. Einsteins erster Besuch in Kiel war am 10. Juli 1915 – ein Arbeitsbesuch.

Im Folgenden werden wir die Arbeitsbesuche mit ihren interessanten patentrechtlichen und technischen Themen des „Kieler Kreiselkompasses“ (Kugelkompass) erwähnen, aber nicht näher berücksichtigen, sondern beschäftigen uns mit den „privaten“ Aufenthalten Einsteins in Kiel. Diese boten ihm nicht nur eine willkommene Ablenkung von seiner Arbeit in Berlin, sondern zusätzlich auch die Möglichkeit, unbeobachtet von der Öffentlichkeit und zusammen mit den Söhnen Hans Albert und Eduard und Anschütz-Kaempfe seinem seglerischen Hobby auf der Kieler Förde nachzugehen.

„Kiel ist die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Als Holstenstadt tom Kyle im 13. Jahrhundert gegründet, wurde sie im Jahr 1900 zur Großstadt. Heute ist Kiel die nördlichste Großstadt Deutschlands und gehört zu den 30 größten Städten Deutschlands. Die Stadt ist kreisfrei und bildet das Zentrum der Kiel-Region.

Kiel liegt an der Ostsee (Kieler Förde) und ist Endpunkt der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt, des international Kiel Canal genannten Nord-Ostsee-Kanals. Kiel ist traditionell ein bedeutender Marinestützpunkt. Bekannt ist die Stadt durch die Kieler Woche, durch den Handballverein THW Kiel, den Fußballverein Holstein Kiel und durch die kulinarische Spezialität Kieler Sprotten.“

Quelle: Wikipedia

Am 22. Juli 1921 schrieb Einstein während seines Aufenthaltes in Wustrow an Hermann Anschütz-Kaempfe: „Ich sitze hier mit meinen zwei Buben in der Sommerfrische. Darf ich mich samt Buben etwa für den 12. August bei Ihnen anmelden?“

Zwei Tage später antwortete Anschütz-Kaempfe: „Also abgemacht, wir werden die Freude haben, Sie im August bei uns zu sehen. […] Melden Sie Sich nur rechtzeitig an, damit wir auch gleich für das unbedingt nötige Segelboot Sorge tragen können.“

Am 10. August 1921 war Einstein mit seinen Söhnen in Kiel. Bei diesem Aufenthalt dürften Einstein und seine Söhne bei Hermann Anschütz-Kaempfe und seiner Frau in der Bismarckallee 24 zu Gast gewesen sein. „Im Anschützschen Haus war immer ein Zimmer für ihn bereit, so dass Kiel für Einstein zeitweilig zu einem zweiten Wohnsitz wurde, nicht nur wegen der Arbeit an dem Kugelkompass, sondern auch wegen des Segelvergnügens und seiner Freundschaft zum Firmeninhaber.“

Wenn Einstein nicht mit der Arbeit an einem neuartigen Kreiselkompass (Kugelkompass) beschäftigt war, wurde neben anderen Vergnügungen ausgiebig auf der Kieler Förde gesegelt. Dies mit seinen beiden Söhnen, aber auch mit Hermann Anschütz-Kaempfe.

Vor dem 22. August 1921 war Einstein zurück in Berlin.

Im Rückblick schrieb Einstein am 17. September 1921 aus Berlin in einem Brief an Anschütz-Kaempfe: „Die prächtigen Tage in Kiel gehen mir noch oft angenehm im Kopf herum.“

„Die kleinen Einsteins schickten Anschütz ebenfalls einen artigen Dankesbrief.“

In der Zeit danach war Einstein mehrfach bei Anschütz-Kaempfe in Kiel, u. a. wegen Patentprozessen und Fragen rund um den Kreiselkompass.

Erneut treffen wir Einstein und seine Frau Elsa Anfang Juli 1922 in Kiel. Es wurde jedoch kein Segelurlaub, sondern ein einwöchiger Arbeitsbesuch. In einem Brief an den theoretischen Physiker Arnold Sommerfeld (1868-1951) schrieb Anschütz-Kaempfe: „Einstein hat sich hier schon ein altes Haus angesehen, das er kaufen will, er hat mit entzückten Augen einen wilden Garten entdeckt.“ Der Grund, ein Haus in Kiel zu kaufen, lag an „Einsteins Erschütterung über die Ermordung [des deutschen Außenministers] Walther Rathenau [am Samstag, den 4.Juni 1922 in Berlin] und seine dadurch ausgelösten Überlegungen, sich aus Berlin zurückzuziehen.“ Aus dem Kauf des Hauses wurde aber nichts.

Einstein hatte am 16. Juli 1922 in einem Brief an Anschütz-Kaempfe erwähnt: „Sollte es aber doch der Fall sein [bezogen auf weitere Arbeiten in Kiel], was mich sehr freuen würde, so genügten in oder bei der Fabrik 1 oder 2 Zimmer; ich würde dann einen erheblichen Teil des Jahres dort zubringen können, …“

Anschütz-Kaempfe griff den Gedanken auf und suchte nach einer Wohnmöglichkeit für Einstein. In einem Brief vom 19. Juli 1922 berichtete er freudig: „Ich finde Ihren Vorschlag eines kleinen Retiro in der Nähe der Fabrik, womöglich in der romantischen Ecke des Gartens, sehr einleuchtend; je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt er mir; wir haben in Hamburg in dem Villen-Viertel, wo meiner Frau Eltern wohnen, ein ganz reizendes kleines Häuschen gesehen; es hat den Spitznamen Diogenes-Tonne, und ist voll von Blumenkästen u. hat ein weit heruntergezogenes Dach, das ganz heimelig wirkt.“

Einstein antwortete am 25. Juli 1922: „Den Plan von der Diogenes-Tonne finde ich wundervoll. Es soll aber auch wirklich ganz klein sein, wie es dem Namen entspricht. Ich freue mich kindlich darüber. Die Buben sind da und hausen in meinen Spandauer Schloss [siehe hierzu auf dieser Internetseite unter: Deutschland/Berlin/“Spandauer Schloss“]. Ich pendle so hin und her zwischen der Stadtwohnung und dem Schloss, das sich im Gegensatz zu meiner Jacht als wasserdicht erweist. Letztere wird nun bald seetüchtig sein; …“

Am 20. April 1923 dürfte Einstein, vermutlich während eines kurzen Arbeitsbesuchs, zum ersten Mal die fast bezugsfertige Wohnung bewohnt haben. Die „Diogenes-Tonne“, die er vorfand, war aber kein kleines Haus, sondern eine Parterrewohnung eines großen Wohnhauses in der Nähe der Firma. Die Wohnung hatte zwei Zimmer, Küche, Diele und Bad. Das Besondere aber war, dass Einstein über eine Gartentreppe direkten Zugang zum Wasser hatte. Natürlich stand Einstein auch ein Segelboot zur Verfügung.

Aus Kiel schrieb Einstein am 21. April 1923 an seine Frau Elsa: „Nach guter Reise hier eingetroffen. Nach etwas schwieriger telephonischer Verständigung holte mich Herr Anschütz ab und führte mich in die reizende Junggesellenwohnung, die er mir hier eingerichtet hat. Diese ist nicht in der Diogenes-Tonne, deren Bau wegen grosser Bau-Schwierigkeiten unterlassen werden musste, sondern im Erdgeschoss des Hauses, in dem Herr Anschütz und sein Schwager wohnen. Es ist so herrlich, dass es mir leid thut, wieder so bald fort zu müssen. Eine ganze Einrichtung ist dabei, die er mir statt Bezahlung des vorigen Jahres*) mit grosser Liebe zusammen gekauft hat, ausserdem eine besondere Bedienung.“

*) Anschütz-Kaempfe entschädigte Einstein für seine Arbeit an der Entwicklung eines Kreiselkompasses, indem er regelmäßige Zahlungen an Einsteins Züricher Familie leistete.

Die Wohnung („Diogenes-Tonne“) befand sich in Neumühlen bei Kiel im Heikendorfer Weg 23 direkt an dem Fluss Schwentine (mit 62 Kilometer Länge ist die Schwentine einer der längsten Flüsse Schleswig-Holsteins). Das Anschütz-Werk befand sich ebenfalls in Neumühlen bei Kiel an der Schwentine, unweit der „Diogenes-Tonne“.

Vom 27. Juni bis 8 Juli 1923 war Einstein erneut zu einem Arbeitsbesuch in Kiel-Neumühlen.

Vom 1. bis zum 16. September 1923 nutzte Einstein mit seinem Sohn Hans Albert die Wohnung in Neumühlen.

Am 21. September 1923 schrieb er im Rückblick auf den Kieler Aufenthalt an seine damalige Sekretärin und Freundin Betty Neumann: „In Kiel wars allerdings recht schön mit meinem athletischen Bubi; etwas fehlte aber doch… Wir fuhren mit unserem Segelschiff ins offene Meer hinaus bei tüchtigem Seegang. Das ist was Wunderbares.“

Vom 1. Mai 1924 bis 27. Mai 1924 war Einstein für einen Arbeitsbesuch wieder in Kiel-Neumühlen. An Betty Neumann schrieb er am 4. Mai 1924: „Mein Leben hier hat etwas Königliches. An einer Seitenbucht der Kielerbucht unmittelbar am Wasser steht das Grundstück mit der Fabrik, einem gegen das Wasser abfallenden Garten und einem geräumigen Hause, in dessen Erdgeschoss ich allein wimmle. Da grüble ich, spiele Klavier, lese schreibe und nehme meine Mahlzeiten ein. Morgens allein, abends mit Herrn Anschütz, der ein Feinschmecker ist, sodass ich wider Willen ein Schlemmerleben führen muss. Im Wasser liegt das Segelschiff, immer zum Gebrauch bereit. Mittags essen alle leitenden Männer der Fabrik zusammen, sodass auch für Abwechslung im Gespräch gesorgt ist.“

1925 war Einstein vom 2. bis 29. August mit seinen beiden Söhnen wieder in Kiel-Neumühlen. Am 14. August reiste Eduard vorzeitig nach Zürich zurück. Wieder zurück in Berlin schrieb Einstein am 31. August 1925 in einem Brief an Anschütz-Kaempfe: „Nun ist die segelreiche Ferienzeit vorbei. Sie war schön, und ich kann Ihnen nicht genug dankbar sein für den wunderhübschen Unterschlupf, den Sie mir in Kiel geschaffen haben.“

Zu einem erneuten Arbeitsbesuch kam Einstein am 10. Oktober 1926 wieder nach Kiel-Neumühlen, um sich mit Anschütz-Kaempfe zu besprechen. Am 13./14. Oktober war er wieder in Berlin. Es ist nicht bekannt, ob Albert Einstein nach 1926 noch einmal zu einem „privaten“ Aufenthalt oder einem Arbeitsbesuch bei Anschütz-Kaempfe in Kiel-Neumühlen, in seiner „Diogenes-Tonne“, war.

Ahrenshoop, Ribnitz und Wustrow

„Das Ostseebad Ahrenshoop ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist Teil des Amtes Darß/Fischland mit Sitz in Born a. Darß. Sie liegt auf der Halbinselkette Fischland-Darß-Zingst am Übergang vom Fischland zum Darß.“

„Das Ostseebad Wustrow ist eine aus einem ehemaligen Fischer- und Seefahrerdorf hervorgegangene Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee, im Landesteil Mecklenburg. Heute ist Wustrow vor allem durch den Tourismus geprägt. Wustrow liegt auf dem Fischland zwischen Ostsee und Saaler Bodden. Unmittelbar südlich des Ortes beim Permin liegt die mit nur 100 m Breite schmalste Stelle der Halbinsel.“

„Ribnitz ist ein Stadtteil von Ribnitz-Damgarten und war bis 1950 eine selbständige Grenzstadt in Mecklenburg. Ribnitz bildet den westlichen Teil der Stadt Ribnitz-Damgarten und liegt zwischen den Hansestädten Rostock und Stralsund westlich des Flusses Recknitz an dessen Mündung in den Bodden (Ribnitzer See).“

Quelle: Wikipedia

Die drei Orte liegen im Fischland-Darß-Zingst, eine 45 Kilometer lange Halbinsel an der Ostseeküste zwischen Rostock und Stralsund und sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt.

Ahrenshoop – Wustrow ca. 4 km; Wustrow – Ribnitz ca. 26 km

Einsteins erster Besuch in dem kleinen Fischerdorf Ahrenshoop begann am 29. Juni 1918. Dort wohnte er gemeinsam mit Elsa und ihren Töchtern, Ilse und Margot, in dem „alten Zollhaus“ bei der Witwe Frau Friede Niemann, Dorfstraße 6. Der Aufenthalt diente der Rekonvaleszenz, da es mit Einsteins Gesundheit nicht zum Besten stand. In Abgeschiedenheit von Ahrenshoop gefiel es ihm sehr gut. In einer Postkarte an seinen Freund Michele Besso schrieb er einige Tage nach seiner Ankunft: „Hier ist es prächtig, wie geschaffen für einen meiner Sorte.“

An Max Born schrieb er Ende Juni, Anfang Juli 1918: „Hier ist es wundervoll, kein Telephon, keine Verpflichtung, absolute Ruhe. Ich kann es gar nicht mehr begreifen, wie man es in der grossen Stadt aushält. Das Wetter ist nun auch wundervoll. Ich liege am Gestade wie ein Krokodil, lasse mich von der Sonne braten, sehe nie eine Zeitung und pfeife auf die sogenannte Welt.“

Am Ende desselben Briefes heißt es: „Uns geht es gut, auch der kleine Harem frisst und gedeiht prächtig.“

Mit Harem meint Einstein Elsa und ihre Töchter. An seinen ältesten Sohn Hans Albert schrieb Einstein am selben Tag: „Hier an der Ostsee ist es wundervoll. Aber Segelschiffe werden nirgends ausgeliehen. Ich muss warten, bis mich der Fischer mitnimmt. Das Meer ist grandios bei stürmischem Wetter.“

Die Tage in Ahrenshoop verbrachte er mit Faulenzen, Lesen, langen Strandspaziergängen – meist barfuß, Ausflüge in die Nachbarorte, … In einem Brief an Max Born schrieb er am 3. Juli 1918: „Wir sind dauernd vergnügt und vegetieren wie richtige Taugenichtse.“

Wie sein Schriftverkehr aus dieser Zeit zeigt, kam aber auch die Arbeit nicht zu kurz.

Ganz ohne Probleme blieb Einsteins Aufenthalt in Ahrenshoop jedoch nicht. Zum einen machte er sich Gedanken über die kommende Scheidung von seiner Frau Mileva (die Ehe wurde im Februar 1919 geschieden) und zum anderen beschäftigte er sich mit Problemen der theoretischen Physik sowie mit seiner weiteren beruflichen Entwicklung. Ihm lag ein Angebot der ETH-Zürich und der Universität Zürich vor, die ihm einen gemeinsamen Lehrstuhl anboten, der nach seinen persönlichen Bedürfnissen eingerichtet werden sollte. In einem Brief aus Ahrenshoop an Michele Besso schrieb Einstein am 20. August 1918: „Folgendes hat sich zugetragen und macht mir peinliche Verlegenheit. Zangger und Edg. Meyer trugen mir eine Lehrstelle an Univ. & Poly in Zürich an, und ich kann mich doch nicht verteilen. In Berlin legt man mir alles Erdenkliche zu Füssen … ich möchte vor Scham in den Boden sinken.“

Einstein blieb in Berlin.

Die acht Wochen im Fischland taten Einstein sehr gut. Sein Aufenthalt in Ahrenshoop endete mit der Rückfahrt nach Berlin am 24. August 1918.

Am 18. Juli 1921 ging es erneut ins Fischland, dieses Mal nach Wustrow „zum Segeln und Faulenzen“. Begleitet wurde er von seinen beiden Söhnen aus erster Ehe, Hans Albert und Eduard. In Wustrow wohnten sie im Haus der Bäckerei Niemann (Franz Niemann) in der Karl-Marx-Straße, Ecke Schulweg.

Einstein fühlte sich nicht nur wegen des Klimas, der Sonne und der schönen Strände an der Ostsee wohl. Hier konnte er seiner Segelleidenschaft frönen. In Wustrow gemeinsam mit den Söhnen auf dem „Bodden“, einem Revier, das zwischen der Halbinsel Darß und dem Festland liegt. Dieses Revier wird im Bereich Ribnitz-Damgarten als „Ribnitzer See“ bezeichnet. Es handelt sich um ein Gewässer mit nur geringer Wassertiefe. In Kiel segelte Einstein auch auf der Kieler Förde.

Von Wustrow aus wurden auch Ausflüge unternommen, u. a. wieder nach Ahrenshoop und Ribnitz. Am 1. August 1921 schrieb Einstein an seine Frau Elsa: „Wir gedenken Dienstag Morgen über 8 Tagen (am 9.) von hier abzureisen, um wenn möglich per Wasser mit den Buben nach Kiel zu fahren. […] Die Buben sind beide sehr gesund und intelligent und schwimmen wie die Walfische.“

Die in dem Brief erwähnte mehrtägige Reise führte sie nach Kiel zu dem Kunsthistoriker und Erfinder des Kreiselkompasses, Hermann Anschütz-Kaempfe (1872-1931). (siehe: „Albert Einstein in Kiel“)

Nach ca. 4 Wochen war der gemeinsame Urlaub vorbei. Vor dem 22. August 1921 war Einstein zurück in Berlin.

Am 22. August 1921 schrieb Einstein aus Berlin in einer Postkarte an Max Born: „Ich habe einen glücklichen Monat mit meinen Buben an der See verbracht.“

Ehrendoktorwürde der Universität Rostock

„Rostock ist eine norddeutsche kreisfreie Groß-, Hanse- und Universitätsstadt an der Ostsee. Sie liegt im Landesteil Mecklenburg des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Mit 209.920 Einwohnern (2022) ist sie die bevölkerungsreichste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns und als einzige Großstadt eines der vier Oberzentren im Bundesland. Die Stadt Rostock führt die Bezeichnung Hanse- und Universitätsstadt.“

Quelle: Wikipedia

Rostock wird durch seine Lage an der Ostsee, mit dem wichtigsten deutschen Ostseehafen sowie der 1419 gegründeten Universität Rostock, die zu den ältesten Hochschulen Deutschlands zählt, geprägt.

Zur Zeit Einsteins lag die Einwohnerzahl (1919) von Rostock unter 100.000.

Von Einsteins Aufenthalten in Rostock ist nicht viel bekannt. Man weiß aber, dass er sich des Öfteren in Rostock aufhielt. Seine Aufenthalte dienten meist dazu, um per Schiff weiter z. B. nach Dänemark zu seinen dortigen Kollegen (Niels Bohr, …) oder nach Stockholm zu fahren. In Stockholm hielt er im Juli 1923 seine Nobelpreisrede. Der Nobelpreis für Physik für das Jahr 1921 wurde in Abwesenheit Einsteins im Dezember 1922 dem deutschen Gesandten in Schweden übergeben.

Von 1915 bis 1921 übernachtete Einstein in Rostock manchmal bei dem deutschen Physiker und Philosophen Moritz Schlick (1882-1936), mit dem er seit 1915 einen regen Schriftverkehr pflegte. Schlick forschte und lehrte zu dieser Zeit an der Universität Rostock. Er wechselte 1921 an die Universität Kiel und kurze Zeit später an die Universität Wien.

Zwischen den beiden entstand eine freundschaftliche Beziehung. Schlick setzte sich als einer der ersten mit Einsteins Relativitätstheorie und deren philosophischen Konsequenzen auseinander.

Im November 1919 feierte die Universität Rostock ihr 500-jähriges Bestehen. Die einzelnen Fakultäten konnten die zu ehrenden Personen benennen. Als Moritz Schlick davon erfuhr, setzte er sich für Albert Einstein ein, der auf keiner Liste erwähnt wurde. Einstein wurde daraufhin auf die einzige Liste gesetzt, auf der noch freie Plätze waren, die der Medizin. Die Zustimmung der Medizinischen Fakultät erfolgte am 10. Juli 1919. So kam es, dass Einstein zum Ehrendoktor der Medizin der Universität Rostock ernannt wurde.

Am 15. Oktober 1919 schrieb Schlick an Einstein: „Ich habe mit dem Gäste-Ausschuss für das Jubiläum vereinbart, daß ich Ihnen ein Zimmer in meinem Hause zur Verfügung stelle, und ich hoffe von ganzen Herzen, daß Sie von diesem Anerbieten Gebrauch machen werden.“

In seinem Antwortschreiben vom 17. Oktober 1919 schrieb Einstein: „Ich nehme Ihre und der Fakultät Einladung dankbar an.“

Wegen Kohlenmangels in der Nachkriegszeit wurde der Beginn der Feierlichkeiten vom 12. auf den 25. November 1919 verschoben.

Die 500-Jahr-Feier der Universität Rostock fand dann am 25. bis 27. November 1919 statt. Einstein war vom 25. bis 29/30. November 1919 in Rostock.

Die Verleihung der Ehrenpromotionen durch die Dekane wurde am letzten Tag der 500-Jahr-Feier am 27. November 1919 durchgeführt.

„Dr. h. c. – verliehen am 27. November 1919

Während der 500-Jahrfeier (25. bis 27. November 1919) der Universität Rostock, erhielten Albert Einstein und Max Planck (deutscher Physiker und Nobelpreisträger, 1858-1947) die Ehrendoktorwürde.

Einstein wurde ehrenhalber „in Anerkennung der gewaltigen Arbeit seines Geistes“ zum Doktor der Medizin ernannt. In seinem Dankesschreiben an den Dekan der medizinischen Fakultät schrieb Einstein: „Ich danke Ihnen herzlich für die Übersendung der von auserlesenem Geschmack zeugenden Urkunde und für Ihren freundlichen Geleitbrief. Die schöne Feier Ihrer ehrwürdigen Universität und die von Herzlichkeit getragene Gastlichkeit, die mir in Rostock zuteil wurde, wird stets eine schöne Erinnerung für mich sein.“

Die in Rostock verliehene Ehrendoktorwürde ist die Einzige die Einstein in Deutschland erhalten hat!“

2 Ehrenpromotionsurkunde Albert Einsteins

„Es ist überliefert, dass nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Schlicks Wohnung gefeiert wurde, wobei Einstein auch zu seiner berühmten Geige griff.“ Schlick, ein sehr guter Klavierspieler, wird Einstein dabei begleitet haben.

Im Nationalsozialismus entstand der politische Druck, Einstein die Ehrung der Ehrendoktorwürde der Universität Rostock abzuerkennen, die aber nicht vollzogen wurde!

Hiddensee

„Hiddensee ist eine deutsche Insel in der Ostsee. Sie liegt unmittelbar westlich vor Rügen. Das Gebiet der Insel bildet zusammen mit einigen unbewohnten angrenzenden Inseln die Gemeinde Insel Hiddensee und gehört zum Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Insel liegen folgende Orte: Kloster, Vitte, Neuendorf (Plogshagen), Grieben.“

Quelle: Wikipedia

Hiddensee war damals der Rückzugsort der Berliner Prominenz. So war z. B. der deutsche Dramatiker und Schriftsteller Gerhard Hauptmann (1862-1946), der Einstein aus Berlin kannte, häufig auf der Insel. Hauptmann pflegte regen Kontakt mit Einsteins Stieftöchtern, besonders mit Margot Einstein.

Hat Einstein je Zeit auf der Insel Hiddensee verbracht?

Trotz intensiver Recherchen des Autors konnten keine nachweisbaren Belege gefunden werden, aus denen hervorgeht, dass Albert Einstein wirklich auf der Insel war. In heutigen Quellen findet sich nichts Belegbares.

Im Internet, in Broschüren, in Jahrbüchern usw. finden sich immer wieder Hinweise auf angebliche Aufenthalte Einsteins auf Hiddensee. Darin wird berichtet, dass Einstein z. B. in dieser oder jener Pension gewohnt haben soll, dass man ihn gesehen hat, usw. Es handelt sich demnach um Hörensagen, d. h., dass eine Person die Information nur aus Erzählungen anderer erfahren hat.

Auch was in Arne Gustavs „Greifswald-Stralsunder Jahrbuch von 1966“ über Einstein und Hiddensee steht (er konnte noch Zeitzeugen befragen) ist letztlich nicht belegbar.

In einem Brief von Margot Einstein an Arne Gustavs von 1968 heißt es: „… nicht stimmt, dass A. E. auf Hiddensee war. – – Das ist ein grosser Irrtum – er war nie dort gewesen – nur ich – die ‚Kleine‘ Einstein.“

Dass Einstein auf Hiddensee Zeit verbracht haben soll, fällt nach heutigem belegbaren Wissenstand in den Bereich der Legenden, wobei die Hiddensee-Legende eine von vielen im Meer der Einstein-Legenden ist.

Etwas anders sieht es z. B. bei Einsteins Frau Elsa aus. Im August 1924 war sie gemeinsam mit ihrer Tochter Margot auf Hiddensee. Dort wohnten sie im „Hotel Dornbusch Kloster“. In einer Postkarte vom 14. August 1924 schrieb Einstein aus „Lautrach Castle“ *) an Elsa: „Erholt Euch recht gut und seid vergnügt. Ich werde aber nicht mehr hinkommen; es wäre doch zuviel des Guten.“

*) „Lautrach Castle“ – Hotel Schloss Lautrach in Lautrach/Bayern – der Kunsthistoriker und Erfinder des Kreiselkompasses, Hermann Anschütz-Kaempfe, (1872-1931) hatte 1921 das Schloss erworben. Einstein und Anschütz-Kaempfe verband eine lebenslange, enge Freundschaft.

Im Juli 1925 war Margot Einstein auf Hiddensee. Sie wohnte im Haus Lamparske Kloster. Einstein war in der Zeit in Berlin, am 25.Juli 1925 reiste er nach Genf.

Im August 1926 war Ilse Kaiser (Elsas zweite Tochter) mit ihrem Mann und Margot Einstein auf Hiddensee. Sie wohnten im Haus Dinse, Vitte. Vom 30. Juli bis 9. August 1926 war Einstein gemeinsam mit seinem Sohn Eduard im Ferienort Montana-Vermala in der Schweiz. Direkt anschließend finden wir ihn in Zürich.

Im August 1928 war Margot Einstein erneut auf Hiddensee. In dieser Zeit war Einstein zur Genesung in Scharbeutz. (siehe: „Nicht ganz freiwillig in Scharbeutz“)

Anmerkung: Der Autor ist für die Zusendung belegbaren Materials (Briefe, Postkarten, Fotos, usw.) aus dem eindeutig hervorgeht, dass Albert Einstein auf Hiddensee war, sehr dankbar.

Nicht ganz freiwillig in Scharbeutz

Scharbeutz ist eine Gemeinde im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein. Landschaftlich gehört das Gebiet zum „glazialen“ Östlichen Hügelland. Der Ort war früher landwirtschaftlich geprägt (Fischerdorf) und entwickelte sich über die Jahre zu einem Ostseeheilbad. Dieses Ostseeheilbad mit seiner lebhaften Promenade mit Blick auf den Strand, der heute zu einem der schönsten Strände an der Ostsee gehört, liegt direkt in der atemberaubenden Lübecker Bucht.

Scharbeutz bietet heute in der Lübecker Bucht ein Badeparadies für jeden Geschmack und einen FKK-Strandbereich. Des Weiteren laden u. a. die luxuriöse Ostsee-Therme, die Seebrücke, der Kurpark, ein Skaterpark sowie Adventure-Dünengolf-Anlagen zur Entspannung und Erholung ein.

Durch physische Überanstrengung erlitt Einstein im Frühjahr 1928 erneut einen gesundheitlichen Zusammenbruch. In einem Brief vom 31. März 1928, Einstein war noch in Zürich, schrieb er an seinen Sohn Hans Albert: „Besuchen kann ich Dich leider nicht, da ein schweres Herzleiden bei mir konstatiert ist (Herzerweiterung mit erhöhtem Blutdruck und zu kleiner Pulswelle). Ob es wieder wesentlich besser wird, ist noch unbekannt. Jedenfalls werde ich Monate lang liegen müssen.“

Einige Tage später, Einstein war wieder in Berlin, wurde er von seiner Frau Elsa gepflegt. Sein dortiger Arzt, Janos Plesch, stellte u. a. eine Vergrößerung des Herzens fest (Herzbeutelentzündung). Plesch verordnete absolute Bettruhe verbunden mit einer strengen Diät sowie der Gabe entsprechender Medikamente. Es dauerte einige Monate, bis Einstein wieder so weit hergestellt war, dass er seine Genesung an der Ostsee fortsetzen konnte. Es sollte aber fast ein Jahr dauern bis zu seiner Erholung. In der Zeit danach blieb Einsteins Gesundheit schwankend.

Als Ort zur Rekonvaleszenz, der möglichst abgeschieden und ruhig sein sollte, wurde Scharbeutz in der Lübecker Bucht ausgesucht. 1928 war das Fischerdorf Scharbeutz eher ein verschlafener Badeort an der Ostsee.

Albert Einstein war von Donnerstag, den 5. Juli bis Dienstag, den 2. Oktober 1928 in Scharbeutz. Er wohnte im Haus Michahelles, Am Hang 13. Am 12. Juli schrieb Elsa in einem Brief an Paul Ehrenfest: „Er wird blödsinnig verwöhnt von vier Frauen, die um ihn sind, um ihm das Leben zu verschönern.“

Die vier Frauen waren Elsa, Toni Mendel (wohlhabende Witwe und Freundin Einsteins), Margot Einstein (Einsteins Stieftochter) und eine Hausangestellte. Toni Mendel pflegte einen exquisiten Lebensstil mit Auto und Chauffeur und einer großen Villa am Wannsee. In einem Brief vom 10. Juli 1928 schrieb Einstein seinem Sohn Eduard: „Wir verdanken Toni [Mendel] diesen prächtigen Aufenthalt, die das Haus [Michahelles] für den ganzen Sommer gemietet hat.“

In dem selben Brief schrieb Einstein: „Nur thut mir leid, dass mein leidiger Zustand mir das Segeln verbietet. 50 Schritte sind die einzige körperliche Leistung, die mir erlaubt ist.“

Die Scharbeutzer bekamen Einstein während seines Aufenthaltes wohl kaum zu sehen. Er mied die Öffentlichkeit und ging selten an den Strand. Von Scharbeutz und der Umgebung wird er nicht viel gesehen haben. Zeitzeugen berichteten, das Einstein das Haus kaum verlassen hat. Für ein kleines Taschengeld hatte Einstein einen 13-jährigen „Hilfspostboten“, der für ihn kleine Botengänge erledigte. Der Postbote selbst hatte gut mit Einsteins Korrespondenz zu tun. Denn ganz ohne Arbeit ging es auch in Scharbeutz nicht. Dies belegt der Schriftverkehr aus der Zeit.

Er saß oft einfach in einem Liegestuhl im Garten des Hauses. Ab und zu wird er auch auf seiner Geige Stücke seines Lieblingskomponisten Mozart gespielt haben. Am 10. August schrieb er seinem Sohn Eduard: „Und hier ist es so wundervoll, dass ich trotz Krankheit ganz begeistert bin. Auch geht es mir bedeutend besser. Ich bin auch gegen den Willen der Aerzte hierher gekommen und hab es wahrlich nicht zu bereuen. Wir lesen Schopenhauer, Plato und geniessen die Schönheit der Küstenlandschaft.“

Ein bekanntes Bild zeigt Albert Einstein im Liegestuhl und Bademantel; im Hintergrund die Ostsee.

Die Ruhe, die Abgeschiedenheit sowie die frische Ostseeluft sorgten für die Erholung, die Einstein so dringend benötigte.

„[…] sondern er mietete ein Haus in Scharbeutz, einem damals verschlafenen Badeort an der Lübecker Bucht. ‚Ich muss hier par force faulenzen unter prächtigen Buchen an der Ostsee.‘ schrieb er auf die übliche Ferienpostkarte. ‚Wir sind nun schon monatelang an der Ostsee, wo sich meine Lebensgeister langsam kräftigen.‘, schilderte er Ehrenfest den Fortgang seiner Rekonvaleszenz. ‚Dabei habe ich erst gesehen, was für ein blödsinniges Dasein man in der Stadt führt, und wie glücklich man in der Stille und Abgeschiedenheit sein kann. Auch für das Denken ist es herrlich.‘ Mit ‚viel Freude‘ las er Briefe von Spinoza: ‚Der hat das Befreiende der ländlichen Abgeschiedenheit gekannt.‘“

Quelle: „Albert Einstein – Eine Biographie“, 1993, Albrecht Fölsing

Sein monatelanger Aufenthalt in Scharbeutz war Einsteins letzte überlieferte „Ferienreise“ an die Ostsee.

Seit 2019 erinnert ein kleines Schild in Scharbeutz, Am Hang 13, an den weltberühmten Albert Einstein:

„Der Nobelpreisträger
Albert Einstein
verbrachte den
Sommer 1928
im Haus
Am Hang 13,
Scharbeutz“

Das Haus in dem Einstein einige Monate in Scharbeutz wohnte, wurde 1969 abgerissen.

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Bildernachweis:
Henning Westerkamp, Bild: Gemeinfrei: Abb.1
Universitätsarchiv Rostock, Signatur: Prom. med. Nr. 150/ 1919, Albert Einstein“: Abb. 2

Literaturnachweis:

Hrsg. Robert Schulmann, et al.The Collected Papers of Albert Einstein
Volume 8, Part A, Part B
Princeton 1998
Hrsg. Diana Kormos Buchwald, et al.The Collected Papers of Albert Einstein
Volume 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16
Princeton 2004 – 2021
Albrecht FölsingAlbert Einstein – Eine BiographieFrankfurt/Main 1993
Dieter HoffmannEinsteins große LiebeBerlin 2005
Friedrich Schulz, Erhard SchwarzEinstein in AhrenshoopKückenshagen 1995
Martin Buchsteiner, Antje StrahlZwischen Monarchie und Moderne
Die 500-Jahrfeier der Universität Rostock 1919
Universität Rostock 2008
Hrsg. Dieter Lohmeier, Bernhardt Schell Einstein, Anschütz und der Kieler KreiselkompassHeide in Holstein 1992