„… Ich wurde Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften,
und mehrere Medaillen wurden mir verliehen, …“
Albert Einstein, Berlin 1932
AKADEMIEN UND GESELLSCHAFTEN
Albert Einsteins Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Akademien und Gesellschaften
Albert Einstein war Mitglied (ordentliches, korrespondierendes, auswärtiges, Ehrenmitglied) vieler nationaler und internationaler wissenschaftlicher Akademien und Gesellschaften. So zum Beispiel in der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und in der Kaiserlich Deutschen Akademie der Naturforscher zu Halle an der Saale.
Der junge Patentbeamte Albert Einstein fand 1903 erste institutionell wissenschaftliche Anregung durch die Zugehörigkeit in naturforschenden und physikalischen Gesellschaften in der Schweiz, anfangs in Bern später auch in Zürich.
Mit Einsteins Übersiedlung nach Berlin im April 1914 wurde er u. a. auch Mitglied in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Nach 1919 mehrte sich die Mitgliedschaft bei nationalen aber auch bei internationalen Akademien und Gesellschaften. Einer der Gründe für diese Zunahme war die Bestätigung von Einsteins Vorhersage der Lichtablenkung im Gravitationsfeld der Sonne durch den britischen Astronomen Arthur Stanley Eddington (1882-1944) am 29. Mai 1919. Diese Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie machte Einstein über Nacht weltberühmt. Der Mythos Albert Einstein war geboren.
Bei Albert Einstein häuften sich daraufhin die Anfragen und so wurde er in den folgenden Jahren Mitglied vieler nationaler und internationaler wissenschaftlicher Institutionen.
In der untenstehenden Tabelle fällt auf, dass Einsteins Mitgliedschaft bei allen deutschen Akademien und Gesellschaften im Jahr 1933 endete. Bedingt durch die politischen Machtverhältnisse und die damit verbundenen Geschehnisse im Nazi Deutschland nach 1933 (Einstein hatte Deutschland bereits für immer verlassen), bat er seinen Freund und Kollegen, den deutschen Physiker und Nobelpreisträger Max von Laue (1879-1960) in einem Brief vom 5. Juni 1933, in seinem Namen die Mitgliedschaft bei allen deutschen wissenschaftlichen Institutionen zu kündigen. In dem Brief bat Einstein von Laue „dafür zu sorgen, dass sein Name aus den Verzeichnissen dieser Körperschaft gestrichen wird […] Dieser Weg dürfte der richtige sein, da so neue theatralische Effekte vermieden werden.“ Aus der Accademia Nazionale dei Lincei trat Einstein am 15. Dezember 1938 auch aus, nachdem diese ihre jüdischen italienischen Mitglieder ausgeschlossen hatte.
Zu diesem Zeitpunkt gab es aber bereits Akademien und Gesellschaften, die Einstein u. a. wegen seiner jüdischen Wurzeln und vermutlich auch aus politischen Gründen aus der jeweiligen Gemeinschaft ausgeschlossen hatten.
1933 fand Albert Einstein eine neue Heimat in den USA. Er lebte in Princeton, New Jersey, und arbeitete am dortigen Institute for Advanced Study. Während der nächsten Jahre folgten weitere Mitgliedschaften.
Bei einigen der hier genannten Institutionen wurde Einstein auch die Ehrenmitgliedschaft verliehen. So am 21. November 1936 anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Naturforschenden Gesellschaft in Bern. In der Ehrenurkunde heißt es, dass die Gesellschaft „[…] Herrn Professor Dr. Albert Einstein […] ihr ehemaliges aktives Mitglied […] zu ihrem Ehrenmitglied ernennt“.
Anfragen zu einem Wiedereintritt in deutsche Institutionen nach dem Krieg (1945) wurden von Einstein abschlägig beantwortet. So auch eine Anfrage des deutschen Physikers Arnold Sommerfeld (1868-1951), der ihn zu einem Wiedereintritt in die Bayerische Akademie der Wissenschaften bewegen wollte. In Einsteins Antwort an Sommerfeld vom 14. Dezember 1946 heißt es, „[…] will ich nichts mehr mit Deutschen zu tun haben, auch nichts mit einer relativ harmlosen Akademie. […]“. Zwei Anfragen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen wurden von Einstein nicht beantwortet.
Obwohl Einsteins Mitgliedschaft in den Akademien und Gesellschaften in den späteren Jahren oft nur auf dem Papier bestand wurde diese über Jahre, bzw. Jahrzehnte beibehalten. Viele Mitgliedschaften endeten erst mit Einsteins Tod am 18. April 1955.
Auswahl: Einsteins Mitgliedschaft in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Institutionen:
Land | Mitgliedschaft | Akademie bzw. Gesellschaft |
Schweiz | 1903 – 1955 | Naturforschende Gesellschaft in Bern |
Schweiz | 1909 – 1955 | Physikalische Gesellschaft Zürich |
Schweiz | 1910 – 1955 | Naturforschende Gesellschaft in Zürich |
Deutschland | 1913 – 1933 | Deutsche Physikalische Gesellschaft |
Deutschland | 1914 – 1933 | Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin |
Deutschland | 1915 – 1933 | Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen |
Dänemark | 1920 – 1955 | Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab Königliche Dänische Akademie der Wissenschaften |
Niederlande | 1920 – 1955 | Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Königliche Niederländische Akademie der Wissenschaften in Amsterdam |
Italien | 1921 – 1938 1946 – 1955 | Accademia Nazionale dei Lincei in Rom |
Spanien | 1923 – 1955 | Real Academia de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales Königliche Akademie der Wissenschaften in Madrid |
Deutschland | 1927 – 1933 | Bayerische Akademie der Wissenschaften |
Deutschland | 1932 – 1933 | Kaiserlich Deutsche Akademie der Naturforscher zu Halle, Leopoldina |
Bildnachweis:
Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina: Abb. 1
Literaturnachweis:
Hrsg. D. C. Cassidy, M. J. Klein, A. J. Kox, R. Schulmann, D. Kormos Buchwald, u.a. | The Collected Papers of Albert Einstein, Volume 1-13 | Princeton 1987-2012 |
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina | Festgabe zur Jahresversammlung 1979/80 RAUM UND ZEIT ACTA HISTORICA LEOPOLDINA, Nr. 14 | Halle/Saale 1980 |
Max Flückiger | Albert Einstein in Bern | Bern 1974 |
Ann M. Hentschel, Gerd Graßhoff, Karl Wolfgang Graff | Albert Einstein „Jene glücklichen Berner Jahre“ | Bern 2005 |
Robert Schulmann (Hrsg. C. Dirks, H. Simon) | Albert Einstein – ein politischer Jude (relativ jüdisch. Albert Einstein Jude, Zionist, Nonkonformist) | Berlin 2005 |