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„… wie auch in meinem Namen Sie höflichst zu ersuchen Ihren Vortrag nicht allzu schwer zu halten,
damit er auch von nicht theoretischen Physikern verfolgt werden kann.“

Alfred Schweitzer, Präsident der Physikalischen Gesellschaft Zürich, in einem Brief an Albert Einstein, Zürich 1909

EINSTEIN UND DIE PHYSIKALISCHE GESELLSCHAFT ZÜRICH

Eine kurze Geschichte der Gesellschaft

Obwohl es zur Gründungszeit der Physikalischen Gesellschaft bereits mehrere Vereinigungen in Zürich gab, die sich mit der „Pflege der Naturwissenschaften im Allgemeinen“ beschäftigten, sah man eine Lücke bezüglich des wissenschaftlichen Austausches unter den in Zürich in großer Zahl lebender Physiker. Diese „Lücke“ war einer der wesentlichen Gründe die die ortsansässigen Physiker, Theoretiker und Praktiker, zur Gründung der Physikalischen Gesellschaft Zürich veranlasste. An der ersten vorbereitenden Sitzung, am Dienstag den 11. Januar 1887 nahmen 14 Personen teil. In dieser wurde u. a. eine dreiköpfige Kommission gebildet die die Statuten der Gesellschaft festlegen sollte. Diese wurden dann auf der konstituierenden Sitzung, am Freitag den 21. Januar 1887, mit wenigen Änderungen angenommen.

Im Protokoll der ersten vorbereitenden Versammlung am Dienstag den 11. Januar 1887 heißt es:

„Am 11. Januar 1887 Abends 8 1/2 Uhr versammelten sich im oberen Lokale der „Bollerei“ Zürich auf Einladung des Hrn. Dr. C. Culmann, Privatdozent am eidg. Polytechnikum, eine Anzahl Freunde der Physik zu einer Besprechung über die Gründung einer Gesellschaft zur Pflege der physikalischen Wissenschaften. …“

In den nun regelmäßig stattfindenden Sitzungen der Gesellschaft, im ersten Jahr waren es 16, wurden Vorträge mit anschließenden Diskussionen abgehalten. Ergänzend wurden die Mitglieder über aktuelle wissenschaftliche Mitteilungen informiert.

Auch heute organisiert die Physikalische Gesellschaft Zürich für ihre derzeit 550 Mitglieder u. a. regelmäßige Vorträge zu naturwissenschaftlichen-technischen Themen.

1887, bei Gründung der Gesellschaft war der in München lebende Albert Einstein 8 Jahre alt. Er wurde eines der prominentesten Mitglieder der Physikalischen Gesellschaft Zürich.

Physikalische Gesellschaft Zürich, www.pgz.ch

Albert Einstein und die Physikalische Gesellschaft Zürich

Obwohl noch nicht Mitglied der Gesellschaft hielt Albert Einstein am Donnerstag den 11. Februar 1909 einen Vortrag mit dem Titel: „Elektrodynamik und Relativitätsprinzip“ vor Mitgliedern der Physikalischen Gesellschaft Zürich. Dies auf Einladung des schweizerischen Physikers und damaligen Präsidenten Alfred Schweitzer (1875-1929). In dessen Schreiben vom 19. Januar 1909 heißt es:

„… teile ich Ihnen mit, dass ihr Vortrag im Hörsaal von Prof. Kleiner stattfinden wird. Auch erlaube ich mir im Namen des Herrn Prof. Kleiner, wie auch in meinem Namen sie höflichst zu ersuchen Ihren Vortrag nicht allzu schwer zu halten, damit er auch von nicht theoretischen Physikern verfolgt werden kann.
Ich werde zu Ihrem Vortrage ausser an die Mitglieder der phys. Gesellschaft auch noch an alle Zürcher Mathematiker Einladungen versenden, zu Ihrer privaten Benutzung werde ich noch Ihnen 10 Einladungskarten einsenden. …“

Bei dem in dem Brief erwähnten Prof. Kleiner handelt es sich um den schweizerischen Physiker Alfred Kleiner (1849-1916) der in dieser Zeit Direktor des Physikalischen Institutes der Universität Zürich war. Einstein hielt seinen Vortrag im Auditorium des Physikalischen Institutes der Universität Zürich, Rämisstrasse 69.

Am 2. Dezember 1909 wurde Albert Einstein Mitglied der Physikalischen Gesellschaft Zürich. Während seiner Züricher Zeit nutzte er manch eine Gelegenheit um an den Versammlungen teilzunehmen und Vorträge zu hören bzw. zu halten. So sein Vortrag am Mittwoch den 2. November 1910. Er sprach im „Zunfthaus zur Zimmerleuten“ vor der Physikalischen Gesellschaft zum Thema: „Über das Boltzmann’sche Prinzip und einige unmittelbar aus demselben fließenden Folgerungen“. Anwesend waren 23 Mitglieder und 14 Gäste. Im Anschluss an Einsteins Vortrag blieb Zeit für lebhafte Diskussionen.

Im August 1916 veröffentlichte Einstein in den „Mitteilungen der Physikalischen Gesellschaft Zürich“, Nr. 18 Seite 47-62, eine Arbeit unter dem Titel: „Die Quantentheorie der Strahlung“. In der Physikalische Zeitschrift, Nr. 18 Seite 121-128, wurde diese Arbeit im März 1917 publiziert.

Die Kontakte zur Physikalischen Gesellschaft Zürich und zu einzelnen Mitgliedern pflegte Einstein im Briefwechsel noch weit über die Züricher Jahre hinaus. Seine Mitgliedschaft endete erst mit seinem Tod am 18. April 1955.

Literaturnachweis:

W. WysslingProtokoll der ersten Sitzung der
Physikalischen Gesellschaft in Zürich
Zürich 1887
W. WysslingErster Jahresbericht der
Physikalischen Gesellschaft in Zürich
über das Vereinsjahr 1887
Zürich 1888
Hrsg. Martin J. Klein, A. J. Kox,
Robert Schulmann
The Collected Papers of Albert Einstein, Volume 5Princeton 1993
Hrsg. A. J. Kox, Martin J. Klein,
Robert Schulmann
The Collected Papers of Albert Einstein, Volume 6Princeton 1996